Dämlicher Sendeplatz galore!

Heute ist welcher Tag? Jaja, Mittwoch, der 25.06.2008. Das weiß jeder. Was jeder aber auch wissen sollte ist, dass heute FUSSBALLTAG ist. Egal, ob man nun beinharter Fußballfan ist, oder nicht. Jeder Mensch in Deutschland weiß das. Ich möchte daher nicht wissen, wie die Quote der durchaus interessanten Dokumentation „Spielen, spielen, spielen… wenn der Computer süchtig macht“, heute Abend um 23:30 Uhr auf der ARD ausfällt.

Immerhin senden Sie es nicht gleichzeit mit dem Spiel. Andererseits, dafür dürfte der Sendeplatz dann auch wieder zu gut gewesen sein. Danke, liebe ARD-Programmplaner.

P.S.: Für diejenigen unter euch, die jetzt trotzdem einschalten sollten. Die Dokumentation verfolte ein Jahr lang das Leben eines Schülers, der für seine World-of-Warcraft-Sucht so ziemlich alles vernachlässigte: Freunde, Familie, Schule und schlussendlich dann auch einen Teil seiner selbst.

Ehrensenf quo vadis?

Kennt ihr noch Ehrensenf? 2005 so ziemlich unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit gestartet konnte sich die täglicher Show rund um Kuriosia aus dem Internet recht schnell eine kleine, aber feine Fanbasis erarbeitet. Nicht wenig trug damals Katrin Bauerfeind zu diesem Erfolg da. Ihre meistens lustige, aber niemals peinlich Art zu moderieren sorgte immer wieder für Schmunzler. Gerade deswegen weil Sie immer eine gewisse Ironie bei all ihren Beiträgen begleitete.

Recht bald wurden etablierte Medien auf Ehrensenf aufmerksam, und so gab es hier und da mal kleine Newsschnipsel bei RTL2 und sogar einen kleinen Bericht im öffentlichen Fernsehen. Schließlich verlinkte Spiegel Online auf die täglich neuen Episoden. Und das bis heute, wie mir aufgefallen ist.

Frau Bauerfeind hatte irgenndwann jedoch keine Lust mehr, mal mehr mal weniger peinliche Internetauswüchse anzumoderieren und vertrat Tita von Hadenberg bei Polylux, während diese im Schwangerschaftsurlaub verweilte. That’s the story so far…

Heute hab ich mir seit langem mal wieder eine Episode Ehrensanf gegeben. Und ich muss sagen: bitte, liebe neuen Moderatoren, bitte versucht NICHT eine schlechte Katrin-Bauerfein-Imitation zu sein. Egal, ob ihr schon als Look-Alike gecastet worden seid. Findet doch bitte euren eigenen Stil. Irgendwie wirkt Ehfensenf nicht mehr originell, sondern eher wie eine Ehrensenf-Kopie. Schade…

Katrin, vielleicht hast du ja Lust wieder einzuspringen?

Steve Buscemi war irgendwie auch schonmal besser

Bitte jetzt nicht falsch verstehen, „The Interview“ ist beleibe kein schlechter Film und hebt sich immer noch angenehm von anderen Genrefilmen ab. Trotzdem passt mir da irgendetwas nicht. Nicht etwa, dass Sienna Miller und Steve Buscemi keine guten Schauspieler sind. Nein, das ist es einfach nicht. Nur die beiden zusammen, das geht nicht, das passt irgendwie nicht.

Klar, mir ist durchaus bewusst, dass der Film genau darauf abziehlt. Die beiden Personen sollen sich ja nicht mögen. Nur habe ich als Zuschauer den Eindruck, Steve und Sienna zusammen, ohne Kamera, das würde irgendwie funktionieren. Und genau das passt irgendwie nicht.

Gespieltes und Realität – das hat oft wenig miteinander zu tun. Robert de Niro und Joe Pesci konnten sich hinter der Kamera auch nie ausstehen, musste davor aber eine perfekt funktioierende „Familie“ miemen. Das ging damals grandios, nur eben bei Sieanna und Steve nicht. Da wirkt der Konflikt manchmal einfach nicht mehr glaubwürdig genug.

Wenn er Sie küsst, nachdem er gekonnt provoziert worden ist. Das ist so eine Szene. Man hat als Zuschauer nicht das Gefühl, da würde etwas Wiederwilliges geschehen. Es fühlt sich eher so an, als hätten beide nichts dagegen einzuwenden, aus dem Kuss noch etwas mehr zu machen. Und das so ziemlich am Anfang des Films. Blöd, schließlich behält man diese Szene den Rest des Films über die ganze Zeit im Hinterkopf und merkt, wie der Konflikt an seinem Glaubwürdigkeitsproblem stirbt.

Schade, denn ansonsten ist die Ausgangssituation bei „The Interview“ grandios und auch das Drehbuch an sich ist sehr schön. Nur halt Herr Buscemi und Frau Miller, das geht leider gar nicht zusammen. Hummm…

ProSieben imitiert Simple Life

Ja, deutsches Fernsehen, gerade deutsche Serien könnten sich öfter einmal eine kleine Scheibe Qualität bei ihren Vorbildern aus Amerika abschneiden. Dumm nur, dass ProSieben das beim unheimlich niveauvollen Format „Simple Life“ des US-Senders Fox gemacht hat.

Und wer jetzt noch glaubt, Gülcan hätte nach ihrer klischee Traumhochzeit samt Scooter-Gesangseinlage endgültig ihre Daseinsberechtigung im deutschen Fernsehen verwirkt, der mag jetzt aufhorchen. ProSieben steckt die auf Dauersendung programmierte Gülcan zusammen mit Collien Fernandez auf einen Bauernhof ins abgeschiedene bayrische Hinterland.

Das ganze soll möglichst authentisch und ohne peinliche Momente ablaufen, so ProSiebens Programmdirektor gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Ich prophezeie hier erst einmal ein weiteres Reality-TV-Desaster. Wer genug Fremdschäm-Wiederstandsfähigkeit hat, der mag heute Abend gerne ProSieben um 20:15 Uhr einschalten. Auf ihrer Homepage verkauft ProSieben das ganze übrigens als LifeStyle-TV, naja…

Atari vs. 4players – Der Westen interviewed Jörg Luibl

Atari LogoDas Online-Magazin „der Westen“ scheint irgendwie eine richtige Affinität zu diesem Thema entwickelt zu haben. Nachdem man exklusiv das Statement von Atari veröffentlichte, hat man sich nun dazu entschieden noch einmal Herrn Luibl zu Wort kommen zu lassen.

Von seiner Kindersprache hat sich der gute Herr zum Glück nun endgültig verabschiedet und auch der Auftakt sorgt bei mir für wiedergewonnene Sympathiepunkte. Klar und sachlich wird hier die Ausgangslage, sowie die Reaktion der 4players-Redaktion geschildert. Was mir dann aber doch etwas sauer aufstößt ist gerade der letzte Teil des Interviews.

Hier wird Herr Luibl darauf angesprochen, ob es bei ihm in der Redaktion schon einmal zur Beeinflussungen der Art „schreib mal nicht zu hart über Titel XYZ, wir haben gerade eine schöne Werbekampagne an den Publisher verkaufen können“ gekommen sei. Natürlich nicht ist die Antwort. Durchaus verständlich, schließlich würde man sich ansonsten nicht so dermaßen gegen Ataris Einschüchterungsversuche wehren. Was danach kommt finde ich dann aber arg überflüssig. Ergänzend zu seiner Antwort wird noch schnell erwähnt, dass er “ aus privaten Gesprächen mit Kollegen“ durchaus erfahren hat, dass solche Praktiken bei dem ein oder anderen Magazin „viel zu oft passiert [sind], weil die Redaktionsleitung es sich mit dem Publisher nicht versauen wollte.“ Genauere Angaben werden nicht gemacht, viel lieber wird, wie schon beim kritischen Herbst eine klare Linie zwischen 4player und andere Spielemagazine gezogen. Schließlich fahre man einen harten Kurs, der keine Rücksicht auf die Werbung nimmt. Möglich sei das aber auch nur, weil Chefredaktion, Verlag und Vertrieb da Hand in Hand arbeiten. Achja, bei 4players scheint die Welt also noch in Ordnung. Robin Hood verjagt die bösen Spielekapitalisten und verteidigt dabei die Tugenden des Spiele-Journalismus, während die anderen Magazin sich immer noch korrumpieren lassen. Ja, die Welt war schon immer schwarz und weiß.

Das man auf solche Pauschal-Verurteilung dann andererseits mit Kritik reagiert ist für Herrn Luibl übrigens nur ein Zeichen von „Arroganz“ und „hat viel mit dem Neid zu tun, den der Erfolg mit sich bringt.“. Ahja, danke für diesen erneuten Einblick in die Aufteilung der Magazinwelt in Gut (4players) und Böse (den Rest).

Warum ich mich über soetwas aufrege? Ich schreibe seit gut fünf Jahren selbst Testberichte für verschiedene Online-Magazine und wurde dabei noch nie in meiner Meinungs- und Entscheidungsfreiheit eingegrenzt. Ja, lieber Jörg Luibl, das geht auch bei anderen Magazinen.

Konsummuss: Paranoid Park

Paranoid Park

Paranoid Park ist wieder mal ein Beweis dafür, das gute Filme keine großen Budget brauchen, nicht mit einem umfangreichen Star-Ensamble aufzuwarten brauchen und schon garnicht aufdringlich sein müssen.

Ja, dieser Film zeigt ganz eindeutig, dass Krawall-Filmemacher wie Michael Bay samt Dauer-Action-Produzent Jerry Bruckenheimer eigentlich arbeitslos sein müssten. Er fängt so unscheinbar an, das man garnicht zu erraten wagt, was als nächstes loszubrechen droht.

Der herannahende Konflikt, das tragische, aber auch brutale Schicksal, was sich am Horizont abzeichnet, das alles wird so beiläufig eingeführt und kommt dann mit einer fast unglaublichen Härte auf den Zuschauer zu, dass man es nicht wahr haben will. Man bemitleidet den Täter und verflucht ein klein wenig das Opfer. Genau dieser Punkt ist es, den Paranoid Park auszeichnet. Es ist diese Leichtigkeit mit der sich dem Zuschauer das ganze Opfer, das Schicksal von dem offenbart, der noch Minuten vorher einfach nur ein ganz normaler Junge war. Die Bilder gleiten dahin, zusammen mit der Musik ergeben sie einen unaufhörlichen Fluss. Was schlicht „Poetry in Motion“ genannt wird ergibt hier einen Film, der am Ende verstörender ist, als man es jemals vorher nur erahnen konnte.

Worum es geht? Das wäre zu langweilig an dieser Stelle zu erklären. Paranoid Park ist so ein Film, über den man vorher vom Inhalt nichts wissen sollte. Wo man am besten komplett unwissend hinein in den Kinosaal geht, nur um dann zu spüren, wie Film funktionieren kann.

Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht weiter erzählen, sondern einfach nur den Befehl zum Konsum geben. Also: ab ins Kino (jaja, er läuft nicht in allen Lichtspielhäusern, aber die paar Extra-KM sind es wert) und dann nur noch wundern. Fabelhaft, ich möchte mehr davon!

Retrospektive 2008 – Retro ist in und cool und sowieso

Allein deswegen lohnt sich der Besuch der „Retrospektive 2008“ schon. Insgesamt darf man hier gut 25 Jahre Video- und Computerspielhistorie begutachten. Und wem das alleine noch nicht reicht, der kann sein sauer verdientes Geld auch noch aufm gleichzeitig stattfindenden Flohmarkt auf den Kopf hauen.

Stattfinden tut das Ganze übrigens vom 26. und 27. Juli 2008 – 9:00-19:00 Uhr im total zentralen Südoldenburg. Das ist blöd für diejenigen ohne Auto, weil mit Bahn anreisen in kleine Städte eh immer blöd ist – lang lebe der schlechte Nahverkehr in diesen Regionen.Dafür kostet der Eintritt sage und schreibe einen Euro, das sollte man sich also noch so gerade leisten können.

Wer sich schon einmal ein klein wenig auf Retro einstimmen möchte, sollte einmal folgende Linktipps von mir beherzigen:

  • kultpower.de – Riesiges Archiv mit Testberichten und Cover der guten alten Powerplay, ASM, Amiga und PC Joker, sowie dutzend anderen weniger bekannten Spielemagazine. Achja, damals hat Lesen noch Spaß gemacht.
  • thelagecy.de – Umfangreichstes Spielearchiv im deutschen Raum.  Übersichtlich gestaltet und dank Frames-Architektur perfekter Retrostyle.
  • retrogames.info – Verein zur „Arterhaltung“ der Retro-Spielerei. Lobenswerte Mission und ein paar nette Informationen zum Retrogamen. Was will das Spielerherz mehr?
  • 8bit-museum.de – Sehr schöne Übersicht über alle Heimkonsolen und sonstiges Gerät, was jemals Videospiele abspielen konnte. Unbedingt anschauen!
  • achtbit.de – Schöne Übersicht über alle möglichen Bücher zum Thema Retrozocken. Jaa, Print ist halt doch nicht tot.
  • mobygames.com – So wie The Lagecy von oben, nur größer und komplett auf englisch. DAS Nachschlagewerk für Spieleinformationen schlechthin.

So, damit dürftet ihr genug Input für die nächsten zwei Wochen haben, trotzdem: Texturmatsch.de-Lesen nicht vergessen 😉