Jede Menge Zucker, fast ein ganzer Berg – The Social Network

Ein Artikel über den Versuch, das Phänomen Zuckerberg in rund 120 Minuten einzufangen.

Gleich vorneweg: Ich werde in diesem Artikel weder den Beginn noch irgendeinen Teil des Films nacherzählen, dazu habe ich nämlich weder Lust noch Lust, ihr müsst und solltet ihn euch schon selber angucken. Nur soviel zu dessen Anfang: Die dargestellte Szene ist ein einfacher Dialog, er beginnt lustig, wird immer ernster und spiegelt somit sehr gut den Rest des kommenden Films wieder. Denn hier werden sehr ernste Themen behandelt, jedoch nie ohne einen angemessenen Teil an Ironie zu der jeweiligen Situation beizusteuern. Der Zuschauer bekommt hier auch eine erste Ahnung von dem durch David Fincher zugeschriebenen Charakter Mark Zuckerbergs.

Kaum fällt dieser Name, BÄM, sind wir mitten ihm Geschehen. Doch was ist das ? Dieses Merkwürdige Geräusch ihm Hintergrund, während der Laufszene mit den Opening Credits ! AAA Hilfe ! Aber dann… Ah, viel besser. Ein Ausnahmepatzer in diesem Film. Und falls es an den Boxen des Premierenkinos von Columbia Pictures in New York lag meines örtlichen favorisierten Kinos lag, bitte ich diesen Einwurf zu entschuldigen. Denn die restliche musikalische Untermalung des Films ist keinesfalls schlecht. Ich würde sie eher als zurückhaltend bezeichnen. Eine sehr passende Zurückhaltung bei einem Film, der von seinen Dialogen getragen wird. Dennoch ist es gerade die Musik, die die spannenden Szenen des Films erst spannend macht.

Das Wort Szene, wie passend. Mir persönlich kam es so vor, als ob alle Szenen relativ langlebig wären. Diese Länge macht sie jedoch keinesfalls langweilig, ich hatte eher das Gefühl dass jeder einzelne Szene ihre Bedeutung und somit eben auch ihre zeitliche Länge zugesprochen wird. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird durch spannende Momente, intelligente Dialoge, aber auch durch Zeitsprünge bei der Erzählung konsequent eingefordert. Eine gelungenes Stilmittel sind zudem die zuweilen auftauchenden Panoramaaufnahmen. Sie kommen unbemerkt, präsentieren eine schlichte, aber durch Kameraspiele mit Schärfe und Unschärfe aufgewertete Umgebung, die den Zuschauer nach schnellen Szenen kurz unterbewusst zum sammeln seiner Gedanken anregt.

Die ist auch nötig, wenn Zuckerberg wird nie als eindeutig gut oder schlecht umschrieben. David Fincher urteilt nicht über ihn, was ich ihm hoch anrechne und auch dem Film sehr zugutekommt. Die Verhandlungen zeigen seine guten und schlechten Seiten und das offene Ende lässt den Zuschauer selber urteilen.

Für mich zählt in Filmen das Gesamtkonzept. Ich erwarte nicht von jedem Schauspieler einen Joker ala Heath Ledger , aber der dargestellte Charakter muss glaubwürdig sein. Dies gelingt hier auch weitestgehend, denn die Charaktere bleiben sich ihrer Art treu. Was zwar wohl zum einen Teil mit dem Drehbuch zusammenhängt,  zum anderen aber auch durchweg gut vermittelt wurde. Speziell erwähnt werden sollte Jesse Eisenberg, der sehr gut die, wie ich mit meinem Laienwissen einzuschätzen versuche, doch anspruchsvolle, zwiespältige Art des Herrn Zuckerbergs hervorragend darzustellen weiß. Und das bei einer Rolle, deren Analyse im Mittelpunkt des Films steht. Negativ ist mir hierbei allein die Leistung von Justin Timberlake aufgefallen. Dies muss nicht an seiner Schauspielkunst liegen, doch allein sein Image des nicht unbedingt gehaltvollen Popstars macht ihn für mich in jeder anderen Rolle außer in seiner eigenen unglaubwürdig. Der Preis aber an die überflüssigste Schauspielerin und den überflüssigster Charakter in diesem Film geht zweifelsohne an Brenda Song/Christy Lee. Wirklich beeindruckend, wie jemand, der ihn jeder Aufzählung des Filmcasts ganz vorne steht, im Rückblick auf den gesamten Film so unglaublich bedeutungslos sein kann. Respekt.

Was den Film für mich persönlich aber umso faszinierender macht, ist seine Art der Darstellung der Medienplattform Internet. Wie oft würde ich in letzter Zeit gefragt, „Wofür schreibst du denn Artikel im Internet ?“. Okay, die typische Antwort ist, weil ich Spaß daran habe. Doch warum habe ich daran Spaß ? Die Antwort ist das Mitteilungsbedürfnis, und dieses Gefühl bringt dieser Film in gebührender Form auf die Leihnwand.

Gleichzeitig bedeutet das aber,  wer diesem Medium nicht so viel Bedeutung zuschreibt, den Film lange nicht so hochhalten wird wie ich es hier tue. Und gerade weil das doch immer noch bei einem großen Teil der Gesellschaft so ist, steht „The Social Network“ aktuell nur auf Platz 3 der Kinocharts. Hinter „Konferenz der Tiere“. Also wirklich, werter Leser, da wird man doch etwas ändern können oder ?

Zugegeben, ich habe diesen Artikel hier geschrieben, nachdem ich den Film einmal gesehen hatte. Um also keinen allzu großen  Matsch Müll zu schreiben, habe ich in Kritiken über diesen Film gestöbert. Und was sehen ich da, einen „Like“ Button von Facebook. Für mich purer Sarkasmus. Dies lässt mich letztendlich zu dem Schluss kommen, dass obwohl Mark Zuckerberg weder gut noch schlecht aus dem Film rauskommt, er trotzdem über  diesen erhaben ist.

Er ist eben einfach Mark Nerdberg Zuckerberg.

Kritik: Inception

Christopher Nolan gilt es das Wunderkind Hollywoods. Er verschaffte Robin Williams neue Charakterzüge (Insomnia) und gab einem toten Kino-Franchise nicht nur seine dunkle geheimnisvolle und schmerzhafte Seele zurück sondern reanimierte es damit zugleich (Batman Begins und The Dark Knight). Nun ist Nolan, anders als z.B. Martin Scorsese, kein Regisseur der soziale Missstände aufdecken möchte oder den eine zeitgeschichtliche Epoche besonders reizt, Nolan ist zumeist ein kühler Erzähler über die Dämonen der Vergangenheit, die jeden von uns irgendwann einmal verfolgen.

Auch Inceptionist im Endeffekt nicht mehr als das, nur das Nolan hier inszenatorisch auf ein Effektfeuerwerk zurück greift, das den Zuschauer visuell einen neuen Orgasmus nach dem anderen beschert. Nun wäre Nolan aber nicht Nolan würde er das alles nicht ganz akribisch und emotionsarm  erklären können, wenn die genaue Begründung auch auszubleiben vermag. DiCaprio spielt Dom Cobb, einen Gauner, der Menschen nicht real, sondern nur in ihren Träumen beraubt. Er schleicht sich in die privatesten Gedanken eines jeden ein und stiehlt das, was sein Auftraggeber haben möchte. Doch gleich zu Beginn ist Cobb auch schon am Ende. Halb tot wird er an einem idyllischen Sandstrand mit spielenden Kindern angeschwemmt. Kaum aufgewacht, spürt er schon den Lauf eines Maschinengewehrs in seinem Rücken. Dom wird abgeführt zu einem alten Mann. Die beiden scheinen sich zu kennen. Woher ist ungewiss und bleibt es auch erst einmal, denn jetzt fängt Nolan an die Vorgeschichte zu dieser Szene zu erzählen.

Dom ist gerade mitten in einem „Job“. Es gilt geheime Informationen aus dem Safe eines japanischen Energie-Magnaten (Saito, Ken Watanabe) zu „besorgen“. Doch der Job droht zu scheitern als eine ominöse Frau auf den Plan tritt. Mel, so viel erfahren wir schon einmal, stand irgendwann in einer sehr intimen Verbindung mit Dom. Von Kindern ist die Rede und von Misstrauen. Mehr Zeit zum Reden gibt es nicht, schließlich droht die Traumwelt, in die sich Dom zusammen mit seinem Kollegen Arthur (Jospeh Gordon-Levitt) hinein geschlichen haben, gerade sprichwörtlich zu zerbrechen. Der Job droht sich selbst zu exekutieren. Doch gerade als alles zusammen fällt und Saito sich selbst in einer weiteren Traumebene nicht zur Preisgabe der Informationen zwingen lassen will, tut sich für Dom eine neue Perspektive auf. Saito bietet ihm an, dafür zu sorgen, dass er endlich wieder in die USA zu seinen Kindern einreisen kann. Dom, verzweifelt durch die Isolation von seinen Kindern, nimmt den Auftrag an.

Seine verlassenen Kinder und Mel, seine Ex-Frau, das sind die Schatten, welche Dom verfolgen. Mel hat er schon verloren, seine Kinder droht er zu verlieren. Saito ist sein einziger Ausweg. Doch der Auftrag ist schwierig. Um das zu bekommen was Saito will, muss Dom nicht nur in den Traum seines Opfers, dem Erben eines riesigen Energieunternehmens, gelangen, sondern ihn in einem selbst konstruierten Traum davon überzeugen, das Erbe seines Vaters nicht einzugehen. Diese Methode, einer Personen einen fremdem Traum als ihren eigenen zu verkaufen, nennt man Inception. Sie gilt als fast unmöglich durchführbar und trotzdem muss es Dom versuchen. Dass ihn dieser Auftrag an das Limit seiner eigenen Belastbarkeit treiben wird, ist dann auch der Treibstoff, der den Film am laufen hält.

Was nun kommt ist eine Dissertation über das Wie, das Dafür und das Dagegen der Traummanipulation. Rein inhaltlich sucht Dom zusammen mit Arthur sein Team zusammen, rein faktisch betrachtet erklärt Nolan hier fast täuschend präzise, wie Träume infiltriert und kreiert werden. Täuschend deshalb, weil er nur an der Oberfläche kratzt. Welche Fähigkeiten man braucht lässt er offen, genauso wie eine Herkunftsgeschichte der Inception. Es wird also viel erklärt ohne wirklich viel zu sagen. Lange Dialogszenen werden mit optisch opulenten Aha-Effekten kaschiert. Da kippt schon einmal eine Straße gen Himmel, oder ein ganzes Stadtviertel hebt sich als Firmament empor. Nolan nimmt sich auch nur an dieser Stelle des Films zumindest ein paar Minuten Zeit, den Nebencharakteren etwas mehr Profil zu geben. Die restliche Zeit spielen sie eher als Statisten die Puppen in einem Masterplan, in dem DiCaprios Charakter der Meister der Puppen ist.

Denn trotz all der Effektorgien, trotz des innovativen Grundcharakters der Handlung, geht es Nolan im Grunde nur darum, DiCaprios Charakter erst beim Scheitern, dann bei der eigenen Katharsis und zum Schluss bei der Genesis zu beobachten. Er versteift sich dabei so sehr in Doms Geschichte, in der Mel dessen ultimative Nemesis verkörpert, dass er in seinem Erklärungswahn einen sehr großen Fehler begeht: Nolan verrät nach gut einer Stunde Spielzeit das Ende seines Films. Es ist ein kleiner Nebensatz in einer der unzähligen Debatten darüber, wie gefährlich die Inception wirklich ist, doch er erklärt die Anfangsszene des Films so präzise und kühl, wie Nolan den ganzen Film über zu erzählen pflegt.

Ab hier verkommt die grandios und atemberaubend inszeniert Action zu einem Zirkus. Sie dient nur mehr der optischen Kaschierung einer Geschichte, die versucht noch etwas Neues zu erzählen, wo es nichts mehr zu erzählen gibt. Nolan hat sich selbst ins Abseits manövriert, denn die Gewissheit über das Ende seiner Geschichte voller Illusionen und Versteckspielereien, macht dann auch die durchaus facettenreiche persönliche Tragödie Doms zu einer Farce. Schließlich weiß der Zuschauer schon über dessen weiteren Verlauf. Zwar versucht Nolan am Ende mit einer einzigen Einstellung und einem sehr zentralen Objekt des Films dem Plot doch noch seine Ungewissheit zurück zu schenken. Doch kommt diese Konfusion des Zuschauers viel zu spät, um wieder gut zu machen, was bis dahin geschehen ist. Kurzum: enttäuschend.

Kritik: Moon

In Duncan Jones Regiedebüt hat sich die Welt endgültig von ihrem tödlichem Energiestigma, dem Erdöl, befreit. Der Kraftstoff, welcher den blauen Planeten am Rotieren hält, nennt sich Helium-3 und wird auf der Oberfläche des Mondes abgebaut. Der Abbau des begehrten Rohstoffs geschieht dabei fast automatisch, die Raumstationen werden nur zur Sicherheit von einem Techniker täglich überprüft. Sam Bell, wunderbar gespielt von Sam Rockwell, ist einer dieser Menschen, die sich dazu verpflichtet haben, drei Jahre lang einsam auf einer Raumstation Helium-3 abzubauen. Sams einziger Weggefährte dabei ist eine künstliche Intelligenz namens GERTY, welche ihn dabei unterstützen soll, seinen Alltag auf der Raumstation zu meistern.

Sams Tage auf der Raumstation sind gezählt. Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus und er freut sich schon sehnsüchtig darauf, seine Frau und sein Kind wieder zu sehen. Die einsamen Jahre auf der Raumstation haben jedoch ihre Spuren hinterlassen: Sams körperlicher Zustand ist schlecht und er leidet unter Halluzinationen. Eines Tages während einer Routinekontrolle passiert es dann: während einer Halluzination erleidet Sam einen Unfall und wacht mehrere Stunden später jedoch wieder voll genesen in der Krankenstation der Basis auf.

Sam wird misstrauisch als er eine live geschaltete Videokonferenz von GERTY mit Lunar Industries mit ansehen kann. Angeblich sei nämlich die Satelliten-Verbindung mit der Erde gestört, sodass Sam nur aufgezeichnete Meldungen seiner Familie empfangen könne. Zusätzlich bekommt GERTY die Anweisung, Sam daran zu hindern die Raumstation zu verlassen. Ein Rettungsteam von der Erde soll sich hingegen um den zerstörten Harvester kümmern. Sam schöpft Verdacht, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann, und täuscht ein Gasleck um die Station verlassen zu dürfen. In dem Wrack des Harvesters findet er eine lebende Person: sich selbst.

An diesem Punkt ändert sich die Grundstimmung des Films: war er zuerst noch ein in melancholischen Bildern erzählte Kritik an der Einsamkeit des menschlichen Individuums in einer fast komplett durch Robotern automatisierten Welt, so werden jetzt die Schnitte hektischer, die Einstellungen enger und die Sprache aggressiver. Sam 1 und Sam 2 finden alsbald heraus, dass es sich bei dem ominösen „drei-Jahres-Vertrag“ um die Lebenszeit der Klone handelt, die sich zu Hauf als Ersatz für sie selbst unter der Basis befinden. Sam 1 findet auch heraus, dass es sich bei den Videonachrichten seiner Familie um Aufzeichnungen von vor 15-Jahren handelt und dass der echte Sam Bell immer noch auf der Erde lebt.

Jones Film bezieht aus der Hassliebe zwischen Sam 1 und Sam 2 dabei eine besonders interessante Dynamik. Beide Figuren haben einen Menschen als reales Abbild. Sam 1 ist jedoch durch die jahrelange Einsamkeit degeneriert und kann sich mit dem aggressiven und streitsüchtigen Sam 2 nicht mehr identifizieren. Dennoch arbeiten schlussendlich beide Klone zusammen, um über die Machenschaften der Lunar Cooperation zu berichten.

In Moon befasst sich Jones sehr ausgiebig mit der Frage, wie viel die Individualität eines Menschen in einer zum Teil automatisierten Welt noch zählt und wie sich die Isolation eines jeden auf seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten auswirkt. Das Resümee, welches Jones zieht, ist dabei eine Dystopie in schönen Bildern einer Wirklichkeit die weit entfernt scheint und es in Wahrheit dann doch nicht ist. Unbedingt ansehen.

Kritik: The Crazies Remake

Ein Stadt im mittleren Westen der USA, ein Flugzeugabsturz und toxische Kampfstoffe, die dessen Bewohner in blutrünstige Psychopaten verwandeln, so fing 1973 George A. Romeros Horror-Film The Crazies an. Was nach dem Absturz passierte taugte damals, als sich die desaströse Niederlage der Weltmacht USA im Vietnam Krieg abzeichnete, als zwar sehr plakative aber nicht unangebrachte Parabel über die Unmenschlichkeit und den Realitätsverlust des US-Militärs: vollkommen von der zunehmenden Bedrohung durch die Infizierten überfordert, sperrt das anrückende Militär das Katastrophengebiet hermetisch hab. Mit einer Übermacht an Soldaten wird versucht die Lage unter Kontrolle zu bringen. Unterschiede zwischen den Psychopaten und noch gesunden Menschen werden keine mehr gemacht, schließlich gilt es, diesen Kleinkrieg zu gewinnen. Romero erzählt das alles aus der Sicht einer Gruppe von Überlebenden, die verzweifelt versucht die Stadt zu verlassen, und dabei ausgerechnet von denen daran gehindert wird, die eigentlich zur Unterstützung gekommen sind. Die asymetrische Kriegsführung, das Verschwimmen der Grenzen von Freund und Feind, sowie der Wille eines übermächtigen Militärs alles für den Sieg zu opfern, Romero spicht all das in seinem Film an.

27 Jahre später ist der Vietnam-Krieg indes nur noch ein Kapitel in den Geschichtsbüchern, das öffentliche Interesse liegt inzwischen im Irak und in Afghanistan beheimatet. Trotzdem: da sich das Remake sehr stark am Original orientiert bleibt die Kritik im Kern vorhanden. Nur halt nicht mehr so prägnant. Regisseur Breck Eisner, verantwortlich für die mittelmäßige Literaturverfilmung Sahara – Abenteuer in der Wüste, zieht das Tempo zu Beginn des Films ordentlich an. Vom Ausbrechen der Seuche bis hin zur Verwandlung der Stadt in eine Art Vorhölle vergehen gerade einmal 30 Minuten. Anders als das Original jedoch degradiert Eisner die Militärs und Wissenschaftler zu gesichtlosen Antagonisten und konzentriert sich dafür mehr auf die Mordlust der Psychopaten. Das lässt die Neuverfilmung actionreicher und auch ein Stück weit spannender werden, verwässert jedoch den Grundtenor des Klassikers. In diesem bleibt die Frage, ob nun das Militär oder die Infizierten eine größere Gefahr für die Überlebenden darstellen offen. Ansonsten wird solide Horrokost geboten. Zwar wird die Rasanz der Inszenierung der ersten halben Stunden nicht bis zum Schluss gehalten, dennoch vermag der Fluchtversuch nicht zuletzt aufgrund seiner charmant dreckigen Fotografie bis zum Schluss spannend bleiben. Eisner, der sich als nächstes am Remake zu Carpenters Klassiker Escape from New York versuchen darf, inszeniert hier routiniert einen Horrorklassiker neu. Neue Akzente oder Interpretationen sucht man dabei vergebens, aber das ist in diesem Fall nicht zwingend von Nachteil. Die Metapher des Originals mag zwar heute nicht mehr zwingend aktuell sein, als Trauma einer Nation ist es aber stehts präsent genug.

Kritik: Avatar – Aufbruch nach Pandora

Puh, was hat sich Cameron denn dabei bitte gedacht? Ich dachte ja zuerst, unsere fünf Filmfreunde hätten etwas zu hart gewertet, aber nach der gerade eben abgeschlossenen drei stündigen Eso-Beschallung der besonders eindringlichen Art, fühlt sich nicht nur mein Verstand gefickt, sondern irgendwie mein ganzer Körper verarscht.

Das Avatar – Aufbruch nach Pandora keine Arthouse-Ideale verkörpern würde war klar. Das Camerons erster fiktionaler Spielfilm seit Urzeiten aber noch nicht einmal das Zeug zu einem gut inszenierten und mit optischen Innovationen angereichertem Action-Drama für die wirklich große Leinwand hat, ist dann doch mehr als nur enttäuschend. Es beschleicht mich hier eher ein Gefühl, dass sich bei mir schon beim Konsumieren anderer Hollywood-Oberflächlichkeiten wie Fluch der Karibik 2 und Bays Transformers-Reihe in der Magengegend bemerkbar machte: das Mainstream-Hollywood-Kino mit seiner Neigung zum großen Action-Blockbuster hin ist nicht nur mehr narrativ am Ende, sondern auch optisch an einem Punkt angekommen, an dem es dem geneigten Zuschauer keinen neuen Rausch fürs Auge bieten kann.

Camerons Film kann hierfür als Paradebeispiel nicht besser sein. Die routiniert inszenierte Gut-gegen-Böse-Geschichte ist so voll gepackt mit Klischees, Archetypen und übertriebener Gefühlsdusellei, dass selbst die Ethno-Gruppe „Jünger der Natur Nordunterschleswig E.V.“ vor lauter bunten Farben und Walla-Walla-Gewändern nicht mehr wüsste, wo unten und oben ist. Es ist kurz gesagt nicht zum aushalten, wie plump Cameron hier verzweifelt versucht, das Thema Klimawandel und die damit verbundene Weigerung der Menschheit, sich mit diesem Thema ernsthaft zu befassen, in die metaphorische Ebene seines Films zu zwängen. Anstatt imposante Bilder mit eben diesem Hintergrund zu konnotieren driftet Cameron in käsige Dialoge und Landschaftspanoramen, die zwar imposant aussehen, so aber nicht mehr wirken, ab.

Dem Zuschauer wird visuell zwar einiges geboten und Avatar – Aufbruch nach Pandora erstickt den Zuschauer geradezu mit beeindruckenden Panoramen, Schlachten und Akrobatikeinlagen, es bietet aber nichts, was man auf der Leinwand  nicht schon einmal gesehen hätte. Vielleicht nicht unbedingt in dieser optischen Qualität, Dimension, Ästhetik und vor allem Perspektive sind aber altbekannte Größen. Haben wir uns in  Terminator 2 – Judgement Day noch verwundert die Augen gerieben als die fast unverwüstlich wirkende Kampfmaschiene T-1000 aus einer flüssigen Metallkugel ihren Körper formte, so erinnern uns die Raumstationen in Avatar – Aufbruch nach Pandora gelangweilt an das gut 12 Jahre alte Starship Troopers.

Spätestens hier wird dem Zuschauer dann klar, was Starship Troopers zu einem ironisch erzählten Drama über die Abscheulichkeit des Krieges und die verherrlichende Propaganda der Medien macht und warum Avatar – Aufbruch nach Pandora kein mystisch erzähltes Drama über das größte Problem unserer Menschheit im 21. Jahrhundert ist. Es fehlen die Schockmomente und das damit verbundene Staunen, das Mitfiebern und das Wegschauen.  Bei Camerons Ethno-Farce wird jede Irirtation auf den kleinsten Nennern hin destiliert. Die Dialoge sind so beliebig und langweilig inszeniert, das man irgendwann nur noch ein wohltuhendes „Bla, bla, bla“ aus den Lautsprechern zu hören droht. Die Plotstruktur ist so verhersehbar und simple gestrickt, dass selbst unter Demenz leidende Patienten keinerlei Wahrnehumgsprobleme haben dürften. Anders ausgedrückt: wer hier ernsthaft etwas zum Mitfiebern findet, der sollte sich besser von jedem Kettenkarusell fernhalten.

So wundert es dann auch nicht, dass sich die Handlung von Camerons Film schlussendlich weg von der Umweltthematik bewegt und den Fokus nur noch auf unseren Helden, Jake Sully, legt. Dessen Geschichte, deren Kernpunkt darin liegt, die Anerkennung eines fremden Volkes, der Na’vi, zu erlangen, kennen wir schon aus Costners Eso-Western Der mit dem Wolf tanzt. Und wem dieser Vergleich noch nicht ausreicht, um zu erkennen, was Cameron uns hier an Eso-Ursuppe zumutet, der soll bitteschön ins Kino gehen, sich diese lächerliche 3D-Brille über die Nase stülpen, und fühlen, wie sich sein ganzer Körper gegen diese audiovisuelle Ethno-Werbung zu wehren anfängt.

Religulous

Religulous FilmplakatGute Dokumentation fangen meistens mit einer einfachen Frage an. Bei Bill Maher, Ex-US-Comedystar und Late-Night-Talker, und Larry Charles, u.a. Regisseur der Anarcho-Psyeudo-Dokumentation „Borat, geht es ebenso simpel los. „Wie kann ein rational denkender Mensch an soetwas wie die unbeflekte Empfängniss oder schlicht  an die Existenz eines Gottes glauben?“ Diese Frage bildet das Kernthema einer Dokumentation, die mit bissigen Fragen aufwartet und sich manchmal nicht so ernst nimmt, genauso wenig, wie sie ihren Prota- und Antagonisten dabei diffamiert oder beleidigt.

Bill Maher spielt dabei den charismatischen, witzigen aber auch unbequemen Moderator durch eine religiöse Landschaft, die geprägt ist von Halbwissen, religiösen Dogmatismus und blindem Irrglauben. Im Grunde geht es Maher dabei immer um die oben schon erwähnte Ausgangsfrage. Was „Religulous“ dabei so unterhaltsam macht ist die Tatsache, dass Maher keine zufriedenstellende Antwort bekommt und seine Gesprächspartner mit einfachen Fragen schon aus dem Konzept bringt.

Natürlich haben Fragen wie „Warum lässt euer Gott Ausschwitz oder Kriege zu?“ oder „Warum sind »Du sollst Kinder nicht missbrauchen«, »Du sollst nicht foltern« und »Du sollst nicht vergewaltigen« keine christlichen Gebote? einen suggestiven Unterton. Witzig ist es trotzdem, wenn dann z.B. Mark Pryor, evangelikaler Christ und demokratischer Senator des Bundesstaates Arkansas, auf eine solche Frage sichtlich hilflos antwortet: „Um Senator zu werden, müssen Sie keinen IQ-Test bestehen.“ Auch wird demonstriert, wie auch intelligente Menschen nicht vor religiöser Blindheit gefeit sind. Während die einfach gestrikten Herren aus der Trucker-Kapelle in den ersten zehn Minuten der Dokumentation Gott hauptsächlich als Stütze in ihrem Leben brauchen und ihre Antworten in diesem Sinne meist kaum über Nullaussagen und plakatives Achselzucken hinaus gehen, zeigt sich Francis Collins, Leiter des Humangenomprojekts und zum Christentum konvertierter Atheist, bei der Frage nach Gottes Existenz ungefähr genauso hilflos in seinen Antworten. “Jesus hat es gegeben.” – “Nein, das hat es nicht.” – “Es gab Augenzeugen!” – “Keiner, der in der Bibel über ihn geschrieben hat, hat ihn wirklich gekannt”. – “Naja, die sind ja aber nur wenige Jahrzehnte von Augenzeugen entfernt.” Für einen Wissenschaftler eine durchaus fragwürdige Haltung und gar komplette Fehlinterpretation des Wortes „Augenzeuge“.

Maher trifft auf seiner religiösen Fragetour aber durchaus noch strittigere Personen. Da gibt es einen christlichen Aktivisten, der behauptet, die Bibel würde Homosexualität als unnatürlich ansehen, ein Anderer sieht sich sogar als „Reinkarnation“ Jesus´und versucht dies mit einer Argumentation zu belegen, die dermaßen beliebig ist, dass jeder Mensch auf dieser Erde ein Nachfahre Jesu`sein könnte. Mal ganz davon abgesehen, dass man unter der Reinkarnation Jesu etwas anderes versteht als das man mit ihm verwandt ist.

Maher wirft zudem einen kritischen Blick auf die Verknüpfung von Politik und Religion. Nicht zuletzt die Gotteshörigkeit eines George W. Bush fürht Mahler als Beispiel dafür an, dass Religion in der Politik keine zentrale Rolle spielen dürfe und schon gar nicht als Legitimation für politische Entscheidungen dienen darf. Er versucht dabei die scheinbar christlich motivierte Außenpolitik George W. Bushs als das hinzustellen, was sie in Wirklichkeit war: ein Misserfolg.

Von „Religulous“ darf der Zuschauer unterm Strich keine ausgewogene Expertise über den Einfluss von Religionen auf unsere alltägliches Leben erwarten. Viel mehr überzeichnen Maher und Charles alle großen Religionsgruppen als intolerant, gewaltbeherrscht und irrational. Der dabei an den Tag gelegte Dialogwitz, sowie die immanente Ironie gepaart mit einer gewissen Portion Anachrismus machen „Religulous“ zu einer unterhaltsamen, wenngleich auch tendenziösen Dokumentation. Die Quintessenz, dass religiöser Fanatismus und purer Gotteshörigkeit vor allem, aber nicht nur bei politischen Enscheidungen zu komplexen Problemen führen können gibt „Religulous“ dennoch die Berechtigung zumindest als mahnendes Exempel eine gute Figur zu machen.

Auf der anderen Seite

Auf der anderen Seite- Ayten und LotteEs geht, leicht verspätet wie ich zugeben muss, weiter mit meiner kleinen Exkursion über den deutschsprachigen Film. Wer dabei natürlich nicht fehlen darf ist Fathi Akin. Der in Deutschland von immigrierten Türken geborene Regisseur setzt sich in seinen Filmen hauptsächlich mit der Wechselwirkung der beiden Länder zwischeneinander auseinander. Sein sozialer Hintergrund bestimmt also stark sein filmisches Schaffen.

Bei „Auf der anderen Seite“ ist dies nicht anders. Das Gerüst der Handlung besteht aus der zufälligen Begegnung sechs eigentlich sehr unterschiedlicher Menschen, die auf verblüffende Weise durch verschiedene Schicksale aufeinander treffen, oder dies auch nicht tun.

Akin beschäftigt sich in seinem Film mit einem vielfältigen Themespektrum. Seine Geschichte handelt von Reue, Verfolgung, Liebe, Courage und Heimweh. Er politisiert seine Charaktere nicht, sondern versucht deren Handlungen als Zusammenspiel aus Konflikt- sowie Vergangenheitsbewältigung darzustellen. Religiöse Fragen werden ebenso wie politische Themen eher am Rand behandelt. Für Akin steht die Beziehung dieser sechs Charaktere eindeutig im Mittelpunkt.

Auf der anderen Seite - Susanne und NejatDie Motive seiner Charaktere sind dabei vielschichtig und teilweise rational, meisten aber irrational begründet. Akins Grundaussage ist klar: der familiäre Zusammenhalt ist durch Extremsituation zwar temporär zerschlagbar, jedoch nicht unrettbar verloren. Der Tot wird dabei von Akin als eben solche Ausnahmesituation instrumentalisiert. So lässt der Totschlag der Geliebten (Yeter) seines Vaters den Germanistik Professor Nejat Aksu wieder nach Istambul reisen, um dort der Tochter der Geliebten das Studium zu finanzieren. Gleichzeitig treibt es die junge Studentin Lotte nach Istanbul um ihre großen Liebe Ayten Öztürk, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung inhaftiert wurde, aus dem Gefängnis zu befreien. Lotte und Nejat beiden gemein ist, dass sie sich aufgrund ihrer Entscheidung von ihren wichtigsten Bezugspersonen abgespaltet haben. Lotte kann nicht verstehen, warum ihre Mutter sie nicht bei der Befreiung ihrer Geliebten unterstützen will, so wie Nejat seinem Vater nicht verzeihen kann, dass er die Hautpschuld am Tot seiner Geliebten trägt.

Lotte wird bei dem Versuch Ayten zu helfen getöt, während Nejats Suche nach der Tochter im Sande verläuft. Beide werden ihre anfänglichen Ziele nicht erreichen können, finden jedoch in ihrer eigenen Familie trost. Lottes Mutter reist um die Beweggründe ihrer Tochter zu verstehen nach Istanbul.  Nachdem sie auf Nejat getroffen ist, bei dem Lotte in Zimmer gemietet hat, und Aytens Reue über den Tot ihrer Tochter erlebt, beschließt sie, die Mission ihrer Tochter zu Ende zu führen und entdeckt dabei die Liebe zu Instanbul und zu ihrer Tochter wieder.

Nejat, mit dem Tot Lottes zwar nur indirekt konfrontiert, wird auf einmal klar, dass  die Zeit mit seinem Vater durchaus beschränkt ist, und entscheidet sich dazu, diesen nach seiner Abschiebung aus Deutschland zu besuchen und ihm zu verzeihen.

Auf der anderen Seite - Nejat und YeterBildsprachlich verpackt Akin sein Familiendrama geschickt durch den starken Kontrast der beiden gewählten Hauptschauplätze. Die Norddeutschen Städte Kiel und Hamburg wirken mit ihren kühlen Blautönen kälter und weniger einladend als das in seichte, warme Orangtöne getaufte Istanbul. Insgesamt wirkt Istanbul so deutlich freundlicher dargestellt. Ausschweifende Naturpanoramen unterstützen dieses Gefühl zudem. Trotzdem ist Akins Präsentation mit einem geschickten Unterton gespickt. Als besondere Schlüsselszene hierfür darf die Sargüberführung der Leichen Lottes und Yeters gelten: Yeter, die ihre Heimat verlassen hat, um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen, und Lotte, die zur Erfüllung ihrer Liebe und der eigenen Ideale auswanderte, werden in ihre ursprüngliche Heimat überführt, der sie nun aber eigentlich fremd sind. Es mag zwar vielleicht nicht Akins Intention gewesen sein, aber eben mit diese Szene stellt er den Begriff Heimat als labilen Bestandteil unseres Lebens dar, der mit unserem Geburtsland wenig zu tun haben mag.

„Auf der anderen Seite“ ist somit ein Drama, dass sich mit dem Stellenwert der eigenen Familie und dem Heimatbegriff auseinander setzt und dabei eine ebenso vielschichtige wie auch zuversichtliche Antwort zu geben vermag. Ein zuversichtlicher Film also, befreit von jedwedem Kitsch aber irgendwie auch eine Liebeserklärung an die Stadt Istanbul.

Inside Hollywood (Orig. What Just Happened)

Das beste an "Inside Hollywood" ist Bruce Willis mit Bart und Plautze. Wirklich? Ja, leider...Ich möchte hier erst gar nicht irgendwelche irre langen Kausalketten darüber aufbauen, wie schlecht „Inside Hollywood“ ist, deswegen mache ich es kurz und schmerzlos:

Das Grundthema, die Verlogenheit der amerikanischen Filmindustrie, könnte man sowohl narativ interessant als auch dramatisch wirkungsvoll als folgende Genrespielarten inszenieren:

1.) Als zynische Komödie

2.) Als schockierendes Aufklärungsdrama

„Inside Hollywood“ ist nichts von Beidem. Es fehlt jeglicher zynischer Unterton und die mit Klischees überladene Handlung lässt weder enthüllende noch aufklärerische Tendenzen zu. Was als Konzept also durchaus funktionieren könnte wird in Wirklichkeit zu einem flachen Klaumak verwurstet, der weder den Zuschauer fesseln noch dem Filmfan weitere Einblicke über die Spielarten Hollywoods liefern kann.

Bruce Willis als fetter, alternder Rabbi mit Bart ist zwar in einem 30 sekündigen Trailer noch durchaus unterhaltsam, wirkt aber im Film eher wie eine Kopie des dicken Eddy Murphys aus „Der verrückte Professor“. Und das Eddy Murphy ein ausgelutschter ideenloser Hartz-4-Comedy-Schauspieler ist wissen wir spätestens seit dem unsäglich peinlichem „Dr. Dolittle 2“.

Wenn ich jetzt noch erzähle, das Bruce Willis als wütender Schauspieler mit Plautze und Bart das Beste an diesem ganzen Brei aus Ideenlosigkeit und Feigheit ist, dann dürfte klar sein, welchen Film man sich beim nächsten Kinobesuch gerne ersparen kann.