Konrad Kelch

Digital Image Technician, Teilzeit-Wort-Artist, Ab-und-zu-noch-2er-Kameraassistent mit einem faible für Technik, Wein und Pasta (vor allem Wein und Pasta).

Hundstage

Hundstage 02Regisseur Ulrich Seidl mag keine Menschen, oder zumindest mag er die menschliche Vorstellung einer heilen Vorstadtidylle nicht.  „Hundstage“ beweißt diese Anti-Haltung mit eindringlichen Bildern, schroffen Geschichten und einer ordentlichen Portion Misanthropie.

Hundstage bezeichnet die heißeste Zeit im Jahr vom 23. Juli bis zum 23. August. Diese Hitze macht Menschen zu immobilen Gegenständen, die auf ihren Terrassen und Vorgärten in ihrer Passivität dahin vegetieren. Sie bringt jedoch auch Aggression, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Einsamkeit zum Vorschein. Während der Hundstage mutiert das idyllisch anmutende Vorstandleben zu einem Mikrokosmos beherrscht von Missgunst, Gewalt und Perspektivlosigkeit.

Seidl erzählt in seinem Film, der eher einem dokumentarischen Drama gleicht, sechs Kurzgeschichten unterschiedlicher Personen. Er demaskiert dabei provokant das Bild einer heilen Vorstadtwelt mit ihren Moralvorstellungen geprägt von Nachbarschaftsliebe und Hilfsbereitschaft. Das Symbol der Hitze, sowohl als Grund für die Aggressivität als auch als Index der Aggressivität verwendet, gestaltet dabei den Unterton des Films. Anders als z.B. in Werbespots suggeriert sorgt der Sommer und die damit verbundene Hitze nicht fröhliche Gesichter, lange Sommernächte und neue, aussichtsreiche Beziehungen, in „Hundstage“ steht die Hitze für heruntergelassene Jalousien, verschlossene Türen und zurückgezogene, im kühlen Schatten lebende Menschen.

Die Kulisse des Films ist geprägt von Grautönen und wirkt schroff und unpersönlich. Anstatt malerischer Kulissen wählt Seidl die Panoramen moderner Discounter-Ansammlungen, symmetrisch angeordneter Neubausiedlungen, zuasphaltierter Parkplätze und monoton angeordneter Reihenhaussiedlungen. Der Mensch wirkt darin mehr als dahinsiechendes Objekt, denn als aktiver Gestalter seiner Umgebung. Die Häuser verkommen zu Gefängniszellen, in denen die menschliche Existenz auf das reduziert wird, was sie in ihrer primitivsten Form darstellt: Fressen, Ficken, Feiern.

Hundstage 01

Die Einzelschicksale seiner Protagonisten stellt Seidl dabei immer als ausweglos und doch geradezu von diesen erwünscht dar. Sei es nun das junge Mädchen, was sich von ihrem brutalen Freund nicht losreißen mag, oder der einsamen Lehrerin, die sich von ihrem Mann sexuell belästigen und körperlich einschüchtern lässt. Keiner dieser Personen scheint mit seiner aktuellen Situation glücklich zu sein, jedoch ist niemand von Ihnen in der Lage aus ihr zu entfliehen. Die Hitze wird auch hier wiederum als Symbol der Unterdrückung eingesetzt. Versetzt sie einige Menschen doch in eine unkontrollierbare Rage, aus der sie selbst keinen Ausweg mehr findet, während sie anderen zu passiven und wehrlosen Teilnehmern degradiert.

Zum Ende des Films beginnt es dann zu regnen. Dieser Regen scheint die angestaute Aggression, die zugespitzten Konflikte und die Ausweglosigkeit ihrer Protagonisten abzumildern. Trotzdem erlaubt Seidl keine Euphorie. Für ihn stellt der Regen nur eine kurze Unterbrechung eines Zustands dar. Eines Zustands eben, der nicht lösbar scheint.

Dieser Beitrag ist übrigens die Eröffnung zu einer kleinen Serie über den aktuellen deutschsprachigen Film hier auf Texturmatsch. Meiner Meinung nach werden gerade kleinere Filme in Deutschland viel zu selten erwähnt und das obwohl sie abseits von Mainstream-Ware wie „Barfuß“ durchaus ein interessantes, erwachsenes und facettenreiches Bild der deutschsprachigen Kinolandschaft zeigen. Bleibt also dran.

Kino in Kürze # 1 – Der fremde Sohn & Zeiten des Aufruhrs

Aktuell knallt die Filmindustrie uns ja quasi im Wochentakt interessante Filme vor unsere Sinnes- und Gedankenorgane. Zu viele für mich, um sie jetzt in umfangreichen Rezensionen sorgfältig zu sezieren. Eine kleine Kurzübersicht soll an dieser Stelle jedoch etwas Übersicht in den Wust an scheinbar hochqualitativer Filmware geben.

Der fremde Sohn (orig.: The Changeling):

Der fremde Sohn - PosterClint Eastwood mag ein kühler Betrachter und ein sehr präziser Erzähler sein. Das alles kommt dem Film durchaus zu Gute. Die angesprochenen Themen werden ausführlich und klar artikuliert. Machtmissbrauch, Elternliebe und Gerechtigkeit sind die Angelpunkte des Films. Darum herum versucht Eastwood ein Drama zu stricken und scheitert dabei selbst an seinem eigenem narrativen Konzept. Anstatt ein vielschichtiges Familiendrama, bei dem die gesellschaftliche Kritik gekonnt angewoben wird, zu erzählen, verläuft sich Eastwood in klassischen Klischeerollen. Angelina Jolie verkörpert die leidende Mutter mit einer solchen Inbrunst, dass ihr Spiel so gar nicht zur nüchternen Erzählweise Eastwoods passen mag. Diesem wiederum misslingt es, ihrem Charakter ein tiefgründigeres Gesicht zu geben. Ebenso unklar bleibt die Motivation des Kukuks-Kindes.

Clint Eastwood verstrickt sich zuletzt in zu vielen Aspekten seines Werkes, sodass er darüber hinaus das Kernthema seines Films vergisst. Aus diesem Grund wirken viele Ansätze zu oberflächlich, davon „elegant und mit sicherer Hand[…] verschiedene Handlungsstränge, moralische Fragen und Genreelemente zusammen [zu bringen]“ kann in letzter Instanz nicht mehr gesprochen werden. Für mich schon jetzt eine der Enttäuschungen des Jahres.

Zeiten des Aufruhrs (orig: Revolutionary Road)

Zeiten des Aufruhrs - PosterSam Mendes ist und bleibt einer der Regisseure Amerikas, die am besten die Gefühle, Sehnsüchte und Probleme dieser Nation potraitieren können.

In „Zeiten des Aufruhrs“ konstruiert Mendes geschickt das Drama einer typischen amerikanischen Mittelstandsfamilie der 50er und 60er Jahre. Durchaus mit Kalkül demontiert er dabei das als „Filmliebespaar des ausgehenden Jahrhunderts“ betitelte Schauspieler-Päarchen Kate Winselt und Leonarde DiCaprio. Anstatt von unstillbarer und sozialer Grenzen durchbrechender Liebe wie in „Titanic“ zeichnet sich die Beziehung des Ehepaares Wheller durch Monotonie und Entfremdung aus.  Mendes`Darstellung dieses Päarchens ist durchaus intensiv. Trotzdem ist „Zeiten des Aufruhrs“ dann am unheimlichsten und spannendsten, wenn der Film an sich leise vor sich hin läuft. Der Zuschauer wartet fast schon kalkulierend darauf, wann die Fassade des beschaulichen Vorstadt-Lebens erneut aufbricht und sich die Probleme einer zum Scheitern verurteilten Ehe offenbaren. Zielstrebig und logisch zeigt Mendes die sozialen Zwänge und den daraus entstehenden Konflikt des Ehepaares Wheller auf. „Zeiten des Aufruhrs“ beschäftigt sich dabei mit der Monotonie der Arbeitswelt, den finanziellen Abstiegsängsten und der Aufgabe der eigenen Ideale innerhalb einer Gesellschaft die nach Außen hin keine Mängel zeigt und ein fröhliches und erstrebenswertes Leben propagiert. Für mich eein Pflichtvisite im Kino.

I love you LucasArts *Peitscheraushol*

Gebrauchsanweisung: Bevor Sie diesen pädagogisch höchst wertvollen Beitrag lesen klicken Sie bitte auf diesen Link hier, um in die passende Stimmung zu den nun folgenden Bildern zu kommen:

LucasArts, you made my day! Gut, es ist nur ein erneutes Action-Adventure, kein klassisches Adventure leider, und es sieht nicht gerade nach Next-Gen aus, aber: es kommt mit Wii-Steuerung, der Bösewicht hat einen herrlich dämlichen Namen (Magnus Völler), es sollen ordentlich Filmszene verwurstet werden (aus den Klassikern natürlich, „Kingdom of the Crystal Skull“ my Ass) und es gilt wieder ein christiliches Artefakt zu bergen. Klingt nach den richtigen Zutaten für ein ordentliches Stück Indiana-Jones-Software. Der Titel des neuen Machwerks lautet übrigens „Indiana Jones and the Staff of Kings“ und es erscheint schön Oldschool für die PS2, die Wii, die PSP und den NDS. Termin? Unbekannt! Webseite? Hier klicken!

Achja: Noch ein Grund mehr meine Wii zu behalten. Ich sollte des Öfteren meckern…

Legend of Princess – Oh Link, wie schön war doch damals die 2D-Welt

*WARNUNG* Dieser Eintrag wurde unter dem Einfluss größt möglicher Retroliebe geschrieben. Sein Autor war während dieses Zustands der Illusion zu keiner Zeit in der Lage rational zu denken. *WARNUNG ENDE*

The Legend of Zelda: A Link to the Past ScreenshotOh Link, du treuester, tapferster und aufrichtigster Held aller meiner Jungendhelden. Wie sehr habe ich es genossen mit dir gegen den abscheulichen Ganon durch die Tempel der Hyrules zu kämpfen. Egal wie düster das Verließ auch sein mochte oder wie hart der Kampf auch war, auf der Suche nach den drei Amuletten, dem Masterschwert und der Mondperle durchlebten wir ein wunderbares Abenteuer.

Alles fing an mit einer Vision, einer überaus schrecklichen Ahnung, die dich im Traum ereilte. Prinzessin Zelda wurde entführt und ebenso wie die andere Weisen in der Schattenwelt Ganons gefangen gehalten. Sie hofft auf deine und natürlich meine Hilfe. Natürlich konnten wir das nicht ausschlagen, doch wie unerfahren wir damals waren. Nur durch Glück konnten wir überhaupt in das Schloss gelangen. Ohne Schwert und Schild wären wir machtlos gewesen und ohne die Güte deines Onkels hätten wir diese beiden treuen Begleiter nie bekommen.

Was für ein erhabenes und erleichterndes Gefühl verbreitete sich in meinem Geist als wir endlich Prinzessin Zelda gefunden hatten und wie sehr füchtete ich mich vor den Prüfungen, um die drei Amulette für das Masterschwert zu erhalten. Doch wir meisterten diese Prüfungen, die nicht unsere letzten sein sollten, mit Tapferkeit und Mut. Ich fühlte mich wie ein Allmächtiger als ich endlich mit dir das Masterschwert aus dem Sockel im dunklen Wald ziehen durfte. Aber wie unerfahren und leichtgläubig wir selbst in diesem Moment noch waren. Wie wenig wir wirklich vom abscheulichen Plan Ganons wussten. Es dauerte nur Sekunden und unser soeben gewonnenes Glück verschwandt wieder. Eine neue Vision, dieses Mal noch abscheulicher und schrecklicher suchte uns heim: die Wachen Hyrules waren in die Kathedrale des Priesters vorgedrungen, Ganon wurde immer mächtiger, die Lage erneut aussichtslos.

In der Kathedrale angekommen offenbarte sich uns ein Bild des Chaos, dass uns beinahe an den Rand der Verzweiflung trieb. Der Priester lag im Sterben und die Prinzessin wurde von Ganon ins Reich der Schattenwelt entführt. Nun war also unsere Zeit gekommen, wir nahmen all unseren Mut zusammen und reisten ins Reich der Schatten. Hier erwartete uns eine erneute Prüfung. Um endgültig gegen Ganon kämpfen zu können mussten wir die sieben Weisen aus verschiedenen Zellen innerhalb der Schattenwelt befreien. Nur mit deren Hilfe waren wir in der Lage zu Ganons Turm, indem sich seine Scheingestalt Agahnim aufhielt, vorzudringen.

Der Endkampf gegen Agahnim und Ganon war für mich eine Zitter- und Schweißperlenpartie erster Güte. Nie mehr sollte mich ein Zelda-Teil so sehr prägen.  Das für damalige Verhältnisse ausgefeilte Kampfsystem, die unglaubich liebevoll gestaltete Spielwelt, die abwechslungsreiche und spannend erzählte Handlung und der sucht-erzeugende Soundtrack. Das alles gab es zwar auch in den Nachfolgern „Ocarina of Time“ und „Majora’s Mask“, doch beide Teile, ebenso wie „The Wind Waker“ sollte nie mehr dieses Gefühl der totalen Videospielerlösung in mir auslösen.

The Legend of PrincessGut, dass es 4,5 Millionen „A Link to the Past“-Käufer da draußen gibt und noch besser wenn einer davon ein kleines 2D-Jump-n`-Run veröffentlich, dass die gute alte Zeit wieder aufleben lässt.

Zwar erinnert die Perspektive in „Legend of Princess“ eher an den zweiten Zelda-Teil „The Adventure of Link“, aber trotzdem: es ist liebevoll gestaltet, spielt sich verdammt einfach, ein Schwert und ein Schild hat es auch sowie fiese Gegner und es ist in 2D! Gemeinsam mit eurem namenlosen Helden, der frappierend an Link erinnert (Nintendo lass dieses Spiel am Leben, bitte), metzel und hüpft ihr euch durch eine quietschbunte Spielwelt voll mit Fledermäusen und anderem Ungeziefer. Mehr bietet „Legend of Princess“ nicht. Keine Story, kein zweites Level und auch keine Party. Trotzdem versprüht es diesen eigenartigen Reiz eines „Link to the Past“ für mich. Eben weil es sich so unbeschwert spielt,  es so verdammt Retro aussieht und einen klasse Soundtrackt hat. Joakim Sandberg hat dieses wunderbare Spiel erschaffen und mir gerade ein Stück meiner Videospielvergangenheit wieder geschenkt. Herzlichen Dank dafür.

Onechanbara die 2te

OneChanbara: Bikini Zombie SlayersIch hab gerade noch ein wenig Wikipedia bemüht und bin zu folgenden, extrem wichtigen Erkenntnissen gekommen:

1. OneChanbara setzt sich aus den japanischen Worten „onē-chan“ („große Schwester“, oder als Slang „Lolita“) und „chanbara“ (Schwertkampf“) zusammen, ergo: Schwertkampf-Lolitas. + 100 Geek-Points

2. Eure Kampf-Lolitas können in einen wahren Blutrausch verfallen. D.h. sie können stärker Schwerter durch Zombies treiben, verlieren dabei aber Willens- und Lebenskraft. + 1.000 Geek-Points

3. Irgendein japanischer Regisseur fand die Story der „Bikini Zombie Slayers“ wohl irgendwie verfilmungswürdig und schenkt uns per Youtube diesen wunderbaren Trailer:

Inhalt: Bikin-Babes mit dicken Hupen, Lolitakostüm, übergroßen Schwerten, jeder Menge Zombies und ebenso vieler abgeschlagener Köpfe und durchtrennter Körper getragen von einem unglaublich trashigen Japano-Soundtrack = getreue Umsetzung, könnte Spaß machen. + 10.000 Geek-Points inkl. Uwe-Boll-Bonus

4. Es gibt eine Videospiel-Serie für unsere „Bikini Samurai Squad“ (Titel der Xbox360-Version, auch wieder grandios). Jawohl, eine Serie. Sowohl für die Xbox360 (noch ein Grund mehr, sie zu kaufen), als auch für die PS2 und natürlich die Wii (ein Grund sie zu behalten). Leider fast alles erstmal Japan-exklusiv, aber dank 505 Games (Aktien kaufen und lieb haben) kommen wir bald in den Genuß dieser fabulösen Emanzipations-Software. Heerjeh, mein Leben hat wieder einen Sinn.

Onechanbara – Zombies Yeah!

Gut, bis zum 27.02 plus ein paar Tage bleibt mir meine Wii dann doch noch erhalten. Schließlich erscheint an diesem Tag wieder ein Standardwerk für die klischeefreie Darstellung von Frauen in Computerspielen. Beispiel gefällig? Hier mal ein paar kleine Bildauszüge:

Wir fassen zusammen:

Frauen mit dicken Möpsen…? Check!

… die zudem fast garnix anhaben… Check!

…und wenn doch, dann nur ein Lolitakostüm. Check!

Zombies, Goreffekte usw. usf.? Check!

Achja, „Onechanbara“ trägt den schönen Untertitel „Bikini Zombie Slayers“. Leichtbekleidete Frauen, die mit überdimensionierten Schwertern Zombies dahinmäucheln also. Es muss einfach göttlich sein in Japan Spieledesigner zu sein!

P.S.: Frauen mit übergroßen Schwerten, die ja gerne als männliche Phallussymbole interpretiert werden, das hat sogar ein klein wenig was Feministisches, zumindest ein klein wenig…

Baby, ich zeig dir meine Videospielsammlung

Falls ihr vorhaben solltet mit diesem  Spruch jemals die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts auf euch zu ziehen, sei euch an dieser Stelle davor gewarnt undzwar eindringlich! Extrem eindringlich! Der zugegebenermaßen nicht gerade ernst gemeinte Selbstversuch meinerseits brachte interessante Erkenntnisse über den sozialökonmischen Status der jeweils angessprochenen Person und die Etablierung von Videospielen in der Gesellschaft zum tragen. Anders formuliert: ob ihr nun die üppig dekoltierte Disco-Tante oder die, euerer Meinung nach sicherlich etwas aufgeklärtere, gut gebildete Studenpartie-Besucherein angrabt, Videospiele sind dafür so hilfreich wie Mundgeruch.

Interessanterweise handelt es sich bei Videospielen genauso um ein Unterhaltungs- und Kulturgut wie bei Filmen. Nur ist die Erfolgsquote weithaus höher, das hübsche Gegenüber doch noch zur intimen Zweisamkeit zu bewegen, wenn man mit einem ordentlichen Filmwissen prahlen kann. Ganz krass wird es dann aber bei der Frage nach den eigentlichen Interessen: „ich studiere Film“ kommt ungefähr einhundert Millionen Mal besser an als ein „ich möchte Videospieldesigner werden“. Woran das liegt mag sicherlich viele Ursachen haben, für Sozialwissenschaftler ist das also durchaus  interessant, ich betreibe hier aber seriösen Hobbyjournalismus, mir reichen also schon die Cover zwei sich wie blöde verkaufender Spieleserien:

Dead or Alive Beach VolleyballDead or Alive 4 Cover

„Dead or Alive 2“ war, soweit ich mich richtig erinnere, der erste Titel, der eine eigene Physikengine nur dafür hatte, um die Bewegung der weiblichen Brüste korrekt zu simulieren. Gehts noch geekiger? Klaro: die Dead-or-Alive-Reihe ziehlt seit jeher auf noch nicht ganz männliche Käufer ab. Tanten mit üppiger Oberweite, gezwängt in irrwitzige Lederkostüme bedienen nicht nur den SM-Freak, sondern sorgen auch bei pubertären 16-Jährigen, soweit von YouPorn nicht komplett desensibilisiert, für „ordentlich was zum Gucken“ auf dem Screen. Wem das jetzt noch nicht genug Geschlechterklischees sind, der darf sich an muskelbepackten Männern, quietschenden Frauenstimmen und Lolitaoutfits, die jedem Pedophilen das Wasser im Mund zusammen laufen lassen würden, erfreuen. Mich wundert es nicht, dass einige meiner Versuchsobjekte sich angewiedert von mir abwendeten. Achja, nur so unter uns Videospiel-Geeks: „Dead or Alive 2“ auf der Dreamcast war und ist trotzdem eine Mordsgaudi.

Medal of Honor Airbone CoverMedal of Honor Pacific Assault

„Medal of Honor“ ist so ein typisches Spiel, das wahrscheinlich nur Videospieler verstehen. Welchen Reiz es genau ausübt, irgendwelche Kriege noch einmal nachzuspielen und dabei virtuell das Leiden Anderer mit ansehen zu müssen, bleibt selbst manch durchaus Spiele-affinen Menschen verborgen. Heldenpathos, rudimentäre Handlungsstränge und übertriebene Gewaltdrastellung vergraulen selbst ironisch veranlagte Spielerinnen, die über die „Dead or Alive“-Serie als lustigen Teenager-Traum eines Spieledesigners noch milde schmunzeln konnten. Nur zwei Titel reichen also aus, um Videospiele komplett fürs weibliche Geschlecht uninteressant zu machen. Tolle Wurst.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Eine Ex-Freundin von mir war unglaublich besessen von „Soul Calibur“ und konnte sich auf für Adventures begeistern, Geld für Videospiele würde aber auch sie nicht ausgeben wollen. Doch es gibt eine Art Messiahs. Ja, hier greift das Wii-Klischee, aber auch Titel wie „Singstar“ oder „Nintendogs“ können punkten. Es gibt also Licht am Ende des Tunnels. Solange uns aber von jeder GameStar-Ausgabe entweder leicht bekleidete „Heldinnen“ oder grimmig dreinblickende Muskelmänner anstarren dürfen sich gerade Videospiele nicht wundern, warum ihr Hobby immer noch als nerdig verschrieen wird.