Contra Farbe in Diablo 3

Es mag ja Leute geben, denen gefällt die Farbgebung in Diablo 3. Schnell wird man der Kritiker dann als „Fanboy“ verunglimpft. Und ja, ich mochte Diablo 2 sehr gerne. Und ja, ich finde die Farbegung in Diablo 3 nicht atmosphärisch genug. Warum? Bevor wir hier gleich die Messer wetzen, und alle Gegner als Nörgler denunzieren, vergleichen wir doch einfach die Farbstimmung des Intros mit dem der Spielszenen.

Into (zum Vergrößern anklicken):


Spielszenen:

Auffällig dabei ist, dass der Trailer düsterer und wie ich finde auch atmosphärischer gestaltet ist. Wem diese Bilder nicht ausdrucksstark genug sind, dem empfehle ich einmal sowohl den Trailer als auch die Gameplay-Szenen anzuschauen. Wie ich finde wirkt der Trailer von der Farbstimmung her besser komponiert. Hier wird geschickter mit dem Spiel aus Licht und Schatten eine ungemütliche Stimmung erzeugt. Ignorieren wir dabei die aufgrund der Montage höhere Inszenierungsdichte des Intro-Films, ergibt sich eben gerade durch die düstere Gestaltung eine bessere Tranformation der Stimmung.

Ein fast schwarzes Bild, mit eher spärlicher Ausleuchtung, bei der nicht klar ist, aus welcher Richtung der Gegner attackieren könnte. Wo jede Attacke eine Überraschung ist. Das Böse also dauerhaft im dunkeln operiert. Dass das bessere Schockmomente beim Konsumenten auslösen kann, als die plumpe Darstellung des Grauen, das sollte jedem klar sein, der schon einmal einen Horrofilm gesehen hat.

Warum Blizzard sich dann trotzdem für eine hellere Umgebung und „freundlichere“ Tonwerte entschieden hat? Ich gehe nach wie vor stark davon aus, dass damit die Spielbarkeit verbessert werden soll. Mag es im Film also durchaus gut sein, wenn man wenig sieht, könnte dies bei Diablo 3 sicherlich von Nachteil sein. Denn anders als im Film, muss sich hier der Konsument aktiv gegen die Gegnerhorden wehren. Da diese bei Diablo 3 naturgemäß extrem vielzählig ausfallen, dürfte es allein der Übersichtlichkeit dienen, die Umgebung nicht in ein mystisches Schwarz zu tauchen. Der Amtosphäre hätte es hingegen sicherlich gut getan.

Der Spieletest: Evolution nein danke

Wenn man so will wurde der Urtyp das Spieletests 1985 in der ersten Spiele-Sonderausgbe der Happy-Computer mit dem Titel „Spiele-Tests“ (später PowerPlay) etabliert. Zwar gab es auch zuvor mit Magazinen wie TeleMatch, der Einfluss der ersten Happy-Computer-Tests sind aber bis heute auf die Branche spürbar.

Nehmen wir als Beispiel den Test des Jump’n’Runs „Impossible Mission“ aus der Erstausgabe. Der Auftakt des Artikels beschäftigt sich zuallererst mit der Handlung des Spiels. Weiter wird dem Leser erklärt, was genau seine Aufgabe in „Impossible Mission“ ist. Die Spielmechanik, heute würde man Gameplay sagen, wird als Nächstes erläutert. So wird dem Leser der Aufbau der Levels erklärt, es werden auf Tücken im Spielprinzip hingewiesen und es werden die interessanten Aspekte des Spiels beschrieben. Zur technischen Seite des Spiels wird sich hingegen erst recht spät im Artikel geäußert. Zwei kleinere Absätze müssen reichen, ehe man zu einem Fazit kommt.

Die heute oligatorische Endwertung, entweder im Schulnotensystem oder per Prozentskala, fehlte in der ersten Sonderausgabe über Spiele noch, wurde aber schon in der zweiten Ausgabe eingeführt. Hier finden sich z.B. beim Test zum Rollenspiel „Wizardy“ auch Einzelnoten zu Grafik und Sound, sowie Meinungskästen von zwei Redakteuren. Diese sollen noch einmal die persönliche Meinung des Redakteurs wiederspiegeln. All diesen Elementen gemeinsam ist, dass sie auch noch heute in Spieletests zu finden sind.

Drehen wir jetzt einmal die Uhr ein wenig vor und nehmen uns den Test des EgoShooters „Turok“ aus der PC-Games-Ausgabe 07/2008 vor. Zwar ist der Aufbau mit dem des Happy-Computer-Tests von 1985 nicht direkt vergleichbar, trotzdem finden sich dieselben Elemente in beiden Artikeln wieder. Zuerst wird kurz angerissen, was den Spieler bei Turok genau erwartet, dabei wird auch noch ein wenig über die Historie der Turok-Serie geschrieben. Im nächsten Absatz beschäftigt man sich mit der Technik des Titels, ehe man auf die Spielmechanik mit ihren Vor- und Nachteilen eingeht. Dieses Part erstreckt sich über drei Absätze und endet mit einem Schlussfazit. Bei der PC-Games erklärt man den Spielspaß zudem anhand einer Motivationskurve. Einen Meiungskasten des Redakteurs gibt es zudem auch.

Vergleicht man beide Artikel vom Stil her, fällt auf, dass sich der PC-Games-Artikel reißerischer anhört. Das liegt zu großen Teilen aber eindeutig an der Qualität des Titels. „Impossible Mission“ ist mittlerweile ein Kult-Klassiker, „Turok“ dürfte von solchen Weihen noch nicht mal im entferntesten träumen. Ansonsten hat sich stilistisch nicht viel verändert. Der Titel wird in beiden Artikeln aus der Sicht eines neutralen Erzähler beschrieben. Pro- und Contra-Punkte werden bei beiden Artikel möglichst neutral wiedergegeben. Auch wird bei beiden Artikel das Spiel isoliert von anderen Medien betrachtet. Es werden auch keine Querverweise zur Popkultur oder auf kulturelle Einflüsse bei den beiden Spielen gegeben.

Allgemein lässt sich feststellen, dass sich der Spieletest in den letzten 13 Jahren kaum verändert hat. Anders als zum Beispiel bei der Kritik von Kinofilmen wird bei Videospielen nicht der Aufbau der Handlung analysiert. Er wird kein Bezug vom Videospiel zu realen kulturellen Gegebenheiten hergestellt. Die Farbgebung, das Spiel mit Licht und Schatten, vielleicht sogar die Fragwürdigkeit des Tötens. Darauf wird im Turok-Test genau so wenig eingegangen, wie im „Impossible-Mission“-Test auf das Science-Fiction-Thema und eventuelle Querverweise mit Kinoflimen oder Romanen.

Das mag 1985 als Videospiele noch etwas Neues und Aufregendes waren nicht weiter schlimm gewesen sein. Schließlich war man damals froh, wenn überhaupt jemand über Videospiele berichtete und man sich so ein Bild über die Güte eines Titels machen konnte. Im Jahr 2008 sind Videospiele aber längst im Mainstream angekommen und werden in spielefremden Publikationen wie dem Spiegel oder der Sueddeutschen Zeitung besprochen. Schade, dass der Spieletest sich diesen Gegebenheiten nicht angepasst hat und immer noch auf dem Stand von 1985 dahindümpelt.

Was ist eigentlich mit Sega los?

Erinnert ihr euch noch an die Zeiten als Sega fließig für ihre Dreamcast programmiert haben? Nein? Crazy Taxi, Virtua Tennis, Skies of Arcadia, Jet Set Radio Future, Rez, Shenmue, Sonic Adventure 2, Phantasy Star Online, Sega GT, Ecco the Dolphin und Virtua Fighter 3TB. Sega haute für seine Konsole Hits am laufenden Band raus. Es gab innovative Titel wie Jet Set Radio Future, Rez oder Ecco the Dolphin oder Titel wie Shenmue, die einem die Kinnlade runterfallen ließen. Crazy Taxi, Virtua Tennis und Sonic Adventure 2 waren definitiv mit die besten Arcade-Games für die Dreamcast. Jeder freute sich, wenn Sega einen neuen Titel ankündigte. Spielspaß und Qualität waren meist sicher, Innovationen teilweise sogar garantiert.

Dann wurde die Dreamcast eingestellt. Gerade in Europa liefs nie richtig gut für die Traumkiste. Komische Werbung und der allgegenwertige Playstation-2-Hype ließen der Konsole nie mehr als eine Randexistenz zu. Obwohl der Verkauf gerade in den USA zuerst sehr gut anlief. Irgendwann konnte Sega das Verlustgeschäft nicht mehr finanzieren und musste die Dreamcastproduktion einstellen.

Die Dreamcast war also gestorben, die Entwicklerstudios gab es aber noch. Was lag da näher, als sich genau darauf zu beschränken. Für die Dreamcast hatte man ja schließlich Toptitel in Serie produziert. Das müsste man für Xbox, Playstation 2 und GameCube ja schließlich auch hinbekommen. Nette Idee, doch seitdem geht es mit Sega rapide den Bach runter.

Zuerst lief alles noch ganz gut. Man hatte ja schließlich mit der Dreamcast zuvor starke Marken im Markt etabliert. Man portierte also erst einmal seine Dreamcast-Klassiker auf die anderen Systeme. 2001 erschienen also Crazy Taxi für die Playstation 2, 2002 sollten mit Skies of Arcadia Legends (GC), Rez (PS2), Space Channel 5 (PS2), Jet Set Radio Future (Xbox), Ferrari F355 Challenge (PS2) und Shenmue 2 (Xbox) weitere Konvertierungen folgen. Meist unterschieden sich diese kaum von ihren Dreamcast-Vorbildern, was aber in Anbetracht deren Qualität auch nicht weiter schlimm war.

Mit kompletten Neuentwicklungen tat sich Sega aber zunehmend schwerer. Titel wie Super Monkey Ball, Panzer Dragoon Orta, OutRun 2, Virtua Fighter 4 ließen zwar noch einmal erkennen, zu was für Spielen Sega in der Lage ist. Mit Yakuza, Sega Soccer Slam, Sonic Heroes, Sonic Riders und Sonic Gems Collection brachte man zwischen 2002 und 2005 jedoch auch viel Mittelmaß auf den Markt. Yakuza z.B. wurde dabei mit viel Aufwand produziert und beworben, konnte dann aber gerade spielerich dem Genre keine neuen Akzente geben und sah eher wie ein GTA-Klon aus. Auch gab es mit King of the Route 66, Virtua Quest, Astro Boy, Iron Phoenix und schließlich Shadow the Hedgedog Spiele, an die sich wohl die wenigsten Spieler noch erinnern dürften.

Zugegeben. Sega hatte immer noch ein ziemlch gutes Spielelineup. Mittelmäßige Titel, sowie echte Gurken finden sich auch bei anderen großen Publishern in ungefährt gleicher Anzahl wieder. Nur kann man Segas Innovationskraft zwischen 2002 und 2005 nicht mehr mit Segas Innovationskraft in den Jahren der Dreamcast vergleichen. Wo man dort innovative oder sehr gute Titel quasi im Monatsrythmus veröffentliche, beschränkte man sich in den Folgejahren eher darauf, bekannte Spieleserien umzusetzen. Grandiose Neuentwicklungen konnte man dabei bis auf Panzer Dragoon Orta, Virtua Fighter und Super Monkey Ball kaum nachweisen. Viel mehr versumpften viele Neuentwicklungen im guten Mittelmaß.

Nun ist die Nextgen-Ära angebrochen. Playstation 3, Xbox 360 und Wii buhlen im die Gunst der Kunden. Auch Sega beliefert dieses System fließig mit neuer Software. Mehr schlecht als recht bis jetzt. Alte Serien, wie z.B. Virtua Tennis, konnten in ihrer Next-Gen-Version nicht mit innovativen Ideen, sondern eher mit schicker Grafik glänzen. Vergleicht man die Wertungen des ersten Teils mit denen des dritten, stehen da 80 % für die Neuauflage gegen 91 % für den Klassiker. Auch andere Serien schwächeln. Zwar konnte Virtua Fighter 5 durchaus überzeugen, Sonics neues Adventure viel hingegen total durch. Auch gute Neuentwicklungen wie Condemned blieben eher die Außnahmen. Einige Lizenzspiele zu Kinofilmen wie Der goldene Kompass, Iron Man und The Incredible Hulk gab es. Viele Neuentwicklungen wie Ghost Squad, Mario und Sonic bei den olypmischen Spielen, Full Auto, Viking : Battle for Asgard und Sega Superstar Tennis blieben dabei im Mittelmaß hängen. Selbst Hitgaranten wie Segas Rally-Serie konnten nicht mehr vollends überzeugen. Neue Ideen oder gar Genre-definierende Spiele sucht man unter all diesen Kandidaten vollkommen vergebens. Wir erinnern uns noch einmal an Segas Dreamcast-Zeit zurück und stellen fast schon ein klein wenig mit Entsetzten fest, wie wenig vom einstiegen Entwicklerglanz noch geblieben ist.

Es ist schade zu sehen, wie mit dem Abstieg der Dreamcast in die Bedeutungslosigkeit auch Sega als Entwickler viel von ihrem früheren Kultstatus einbüßen musste. Besserung ist erstmal leider keine in Sicht. Schaut man sich die aktuelle Releaseliste an, dann hat Sega aktuell mit Sonic Unleashed, Golden Axe: Beast Rider und Aliens: Colonial Marines zwar drei durchaus interessante Titel in der Pipeline. Innovationswunder werden dieser aber eher nicht sein, und außerdem fing 2008 mit diversen halbherzigen Lizenzumsetzungen sowieso nicht gerade berauschend für Sgea an. Nun ist also die Aufholjagd angesagt.

Blizzard-Hypes sind nichts für mich

Um eins gleich zu Beginn klar zu stellen: ich mag Blizzard-Spiele, vor allem mag ich die Diablo-Reihe. Womit ich haber rein garnichts anfangen kann ist dieser ominöse Hype um alle „Blizzard-könnte-Titel-XYZ-ankündungen“-Gerüchte.

Warum? Für mich macht Blizzard im Endeffekt das, was EA seit Jahren schon recht erfolgreich macht und dass sogar fast mit demselben finanziellen Erfolg. Man macht das, womit man auf keinen Fall irgendein Risiko eingeht: etablierte Marken immer und immer wieder fortsetzen. Zweifellos spielt Blizzard dabei in einer anderen Qualitätsliga. Auch kündigt man nicht jedes Jahr einen neuen Titel an. Die Frage, wann sich Blizzard denn seit dem Release von Diablo anno 1997 an eine neue Spielidee gewagt hat darf man trotzdem gerne mal stellen.

Ja, es gabt StarCraft: Ghost, ein Action-Adventure für Konsole. Es wurde eingestampft. Und außerdem: es basierte auf dem StarCraft-Universum. Kein neues Szenario wurde geschaffen, ein Bekanntes wurde nur in ein neues Gewandt gestopft. Desselbe bei World of WarCraft. Altes Szenario in neuem Spielkonzept, dazu viele bekannte Elemente guter MMORPG recycled und fertig ist der potentielle Millionen-Seller. Negative Stimme dazu? Eher selten. Kritik wird wenn dann an den Kritikern geübt. Dass World of WarCraft trotz seines Spaßfaktors eine Gelddruckmaschiene ist, wird dabei gerne übersehen. Genauso die Tatsache, dass Blizzard fleißig AddOns veröffentlicht. Und das sicherlich nicht nur, um den Spieler mit neuen Inhalten zu versorgen, sondern auch um eine ordentlichen Portion Geld zu verdienen. Die Kuh will ja gemolken werden.

Das ist für mich kein Grund, Blizzard zu verteufeln. Das man mit elektronischer Unterhaltung Geld verdienen kann und das ab einer gewissen Firmengröße auch zwingend tun sollte, dürfte jedem noch so verblendetem Zocker-Idealisten klar sein. Mich wundert nur, wie wenig man sich dessen bei Blizzard bewusst ist. Aritikel wie diese PCGames News und der Live-Ticker in Gamonas Diablo-3-Blog zeigen deutlich, dass man bei Blizzard gerne dem Hype folgt. Dabei macht Blizzard sehr gute, aber beileibe keine innovativen Spiele mehr. Und dabei wird doch so oft der Innovationsmangel beklagt.

P.S.: Mittlerweile ist es raus: Es wird einen neuen Diablo-Teil geben. Ich freu mich drauf. Auch ohne Innovationen und so. Gesagt werden musste es aber trotzdem.

Wow, das ging aber schnell

Wir erinnern uns: 4players schreibt ein Preview, das Atari so nicht in den Kram passt. Darauf hin stellt Atari legliche Aktivitäten gegenüber 4players ein. Es gibt also weder Testmuster, noch weitere Previewfassung von irgendeinem Titel. 4players lässt sich davon aber nicht beeindrucken und besorgt sich von seinem örtlichen Händler vor Releasedatum des Spiels eine eigene Testversion. Im nun folgenden Test bekommt Alone in the Dark 5 (Untertitel sucken immer noch) mit 68 Prozentpunkten eine durchschnittliche Wertung. An sich nicht schlimm, hätte man bei Atari bzw. Eden Games nicht rund fünf Jahre an diesem Titel gearbeitet und wäre Alone in the Dark 5 nicht eins der wenigen verbliebenen Zugpferde im Atari-Stall. 68 Prozent sind dabei leider nur Durchschnitt, eine Kaufempfehlung sieht anders aus. Bei Atari scheint man sauer zu sein.

Was nun folgt, kennen wir alle: Atari schickt an 4players ein Fax, in dem gefordert wird, dass der Test sofort wieder offline zu gehen habe. 50.000 Euro Strafe und die Begründung der Test verstoße gegen „geltendes Recht“ sollen dafür als Gründe reichen. 4player ist beleidigt. Jörg Luibl, Chefredakteur das Magazins, mutiert zu einem beleidigten 14-jährigen Kind und lässt uns daran in seiner Kolumne teilhaben.

Atari meldet sich, wie zu erwarten war, erst einmal nicht in der Öffentlichkeit. Erst als das Magazin „der Westen“ nachharkt, ist man zu einem Statement bereit. Darin spricht man von Berichten die tendenziös sein, möchte aber zugleich deeskalieren. Daraufhin gibt es noch einmal Kontra von Jörg Luibl, der sich nun aber ein wenig beruhigt zu haben scheint. Die Sache schaukelte sich also langsam hoch. Gerade weil auch eher spielefremde Magazine langsam anfingen darüber zu berichten. Zudem wurden auch ausländische Seiten dazu gedrängt, die Testberichte wieder aus dem Netz zu nehmen. Als Krönung gab sich „der Westen“ dann noch einmal die Ehre und führte ein Interview mit Jörg Luibl.

Nun sollte man mein, dürfte die Diskussion doch noch ein wenig andauern. Tja, falsch gedacht. Atari hatte wohl ein Einsehen. Gestern Abend konnte man dann bei 4players, diese knappen Zeilen nachlesen:

Der Streit zwischen 4Players.de und Atari wurde heute beigelegt. In einem persönlichen Gespräch zwischen beiden Parteien hat Atari Deutschland die Anschuldigungen gegenüber 4Players.de in allen Punkten zurückgenommen. Außerdem werden die rechtlichen Maßnahmen gegen 4Players.de eingestellt. Damit wurden die Differenzen im Fall Alone in the Dark in beiderseitigem Einvernehmen überwunden. Atari und 4Players.de freuen sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.

Ziemlich knapp gehalten, kein Kommentar vom sonst zu meinungsbewussten Herrn Luibl. Nichts, nada. Nur diese paar Zeilen aus dem PR-Generator für Entschuldigen. Da hatte es wohl jemand sehr eilig oder verdammt gute Argumente. Fraglich ist bis jetzt nur, ob sich Atari auch bei den ausländischen Magazinen entschuldigt hat. Man darf also gepannt bleiben…

Atari vs. 4players – Der Westen interviewed Jörg Luibl

Atari LogoDas Online-Magazin „der Westen“ scheint irgendwie eine richtige Affinität zu diesem Thema entwickelt zu haben. Nachdem man exklusiv das Statement von Atari veröffentlichte, hat man sich nun dazu entschieden noch einmal Herrn Luibl zu Wort kommen zu lassen.

Von seiner Kindersprache hat sich der gute Herr zum Glück nun endgültig verabschiedet und auch der Auftakt sorgt bei mir für wiedergewonnene Sympathiepunkte. Klar und sachlich wird hier die Ausgangslage, sowie die Reaktion der 4players-Redaktion geschildert. Was mir dann aber doch etwas sauer aufstößt ist gerade der letzte Teil des Interviews.

Hier wird Herr Luibl darauf angesprochen, ob es bei ihm in der Redaktion schon einmal zur Beeinflussungen der Art „schreib mal nicht zu hart über Titel XYZ, wir haben gerade eine schöne Werbekampagne an den Publisher verkaufen können“ gekommen sei. Natürlich nicht ist die Antwort. Durchaus verständlich, schließlich würde man sich ansonsten nicht so dermaßen gegen Ataris Einschüchterungsversuche wehren. Was danach kommt finde ich dann aber arg überflüssig. Ergänzend zu seiner Antwort wird noch schnell erwähnt, dass er “ aus privaten Gesprächen mit Kollegen“ durchaus erfahren hat, dass solche Praktiken bei dem ein oder anderen Magazin „viel zu oft passiert [sind], weil die Redaktionsleitung es sich mit dem Publisher nicht versauen wollte.“ Genauere Angaben werden nicht gemacht, viel lieber wird, wie schon beim kritischen Herbst eine klare Linie zwischen 4player und andere Spielemagazine gezogen. Schließlich fahre man einen harten Kurs, der keine Rücksicht auf die Werbung nimmt. Möglich sei das aber auch nur, weil Chefredaktion, Verlag und Vertrieb da Hand in Hand arbeiten. Achja, bei 4players scheint die Welt also noch in Ordnung. Robin Hood verjagt die bösen Spielekapitalisten und verteidigt dabei die Tugenden des Spiele-Journalismus, während die anderen Magazin sich immer noch korrumpieren lassen. Ja, die Welt war schon immer schwarz und weiß.

Das man auf solche Pauschal-Verurteilung dann andererseits mit Kritik reagiert ist für Herrn Luibl übrigens nur ein Zeichen von „Arroganz“ und „hat viel mit dem Neid zu tun, den der Erfolg mit sich bringt.“. Ahja, danke für diesen erneuten Einblick in die Aufteilung der Magazinwelt in Gut (4players) und Böse (den Rest).

Warum ich mich über soetwas aufrege? Ich schreibe seit gut fünf Jahren selbst Testberichte für verschiedene Online-Magazine und wurde dabei noch nie in meiner Meinungs- und Entscheidungsfreiheit eingegrenzt. Ja, lieber Jörg Luibl, das geht auch bei anderen Magazinen.

Konami will auch mal scheiße sein

Irgendwie scheinen gerade alle Spielepublisher ein wenig am Rad zu drehen: Atari verklagt 4players und droht nebenbei noch der restlichen europäischen Magazinwelt mit Liebesentzug, EA hat Probleme mit Peniskreaturen und Konami hatte schon Anfang Juni genug von zuviel Pressefreiheit. Ähnlich wie Atari war auch Konami unzufrieden, undzwar mit den Wertungen zu ihrem zukünftigen Top-Seller „Metal Gear Solid 4“. Und was macht man als einfallsreicher Spielepublisher von Welt in dieser Situation? Ganz klar, man schreibt flux eine Liste mit Dingen, die einfach nicht in einem Review zu finden sein sollten.

Dabei steht natürlich, ganz klar, der Servicegedanke im Vordergrund. Schließlich leiden alle Spieleredakteure unter akuter Ideenarmut und wissen eh die einzelnen negativen und positiven Aspekte eines so komplexen Softwaretitels wie „Metal Gear Solid 4“ nicht richtig gegeneinander zu gewichten. Also streichen wir einfach mal die Negativen raus. Ist doch eh besser so für alle, nicht wahr?

Au mann! Langsam bekomme ich das Gefühl, diese Branche ist mehr als nur ein klein wenig madig…

Atari vs. 4players : ab in die nächste Runde

Neuigkeiten im Fall „Atari vs. 4 players“: Atari hat sich zu Wort gemeldet. Kaum zu glauben und irgendwie auch ein wenig mutig, bei dem Mist, den man bis jetzt verzapft hat. Nungut: das Online-Magazin „der Westen“ musste nachharken. Aber immerhin.

Was dabei rausgekommen ist, ist so schön fragwürdig und auch ein wenig lustig, dass ich euch an dieser Stelle die drei Absätze einfach mal so auftische:

„ATARI Deutschland achtet und schätzt das Recht auf freie Berichterstattung und Pressefreiheit. Es ist weder im Interesse von ATARI Deutschland, noch Stil des Unternehmens, Medien welcher Gattung und Größe auch immer, anzugreifen oder unter Druck zu setzen. Dennoch ist ATARI Deutschland der Ansicht, dass Berichterstattung fair und nicht tendenziös sein sollte.

ATARI Deutschland behält sich, gerade auch im Wiederholungsfall vor, sich gegen unfaire und mutwillig geschäftsschädigende Praktiken zu wehren und notfalls juristisch vorzugehen.

Im konkreten Fall, der Berichterstattung von 4Players zu dem Spiel „Alone in the Dark“, ist ATARI um Deeskalation bemüht. Eine entsprechende Kampagne ist in Vorbereitung und startet Anfang der nächsten Woche.“

Interessant, nicht wahr? Man achtet also die Pressefreiheit, Berichte dürfen aber nicht tendenziös ausfallen. Nur ab wann ist eine Berichterstattung tendenziös? Was kann denn 4players bitte dafür, dass Alone in the Dark weder in der Preview noch in der Testversion zu höheren Weihen getaugt hat? Muss sich ab sofort jedes Magazin vor Klagen eines Publishers fürchten, nur weil ein Spiel sich während der Zeit, in der darüber berichtet wurde, qualitativ nicht gebessert hat? Ich glaube kaum. Wäre ich Atari, so würde ich meinen Schwanz ganz klein einziehen und darauf hoffen, dass die Sache nicht noch weiter ausufert. Klar, man ist jetzt um Deeskalation bemüht. Nur leider kommt das wohl ein wenig zu spät.

Jörg Luibl hat dazu auch seinen Senf abgegeben und hört sich nun nicht mehr wie ein 14-jähriges Kind an, dass man Computer- und Fernsehverbot erteilt hat. Danke für die neu gewonnene Sachlichkeit, auch wenn der gute Herr natürlich ein wenig dramatisiert und daraus einen internationalen Skandal macht. Ja, es wurden auch andere Webseiten bedrängt, ABER: es geht hier um einen popeligen Testbericht zu einem Stück Unterhaltungssoftware und nicht um ein neues Watergate. Ein bisschen weniger Drama wäre hier mal angebracht.