Private Fernsehsender in Ecuador besetzt und die Gefahr für die Pressefreiheit

Wie das österreichische Magazin „der Standard“ gestern berichtete, wurden die drei Privatsender TC Televisión, Gamavisión und CN3 der Familienholding Isaías von Polizisten besetzt. Als Grund hierfür gibt die ecuadorianische Regierung den immensen Schuldenberg der Familienholding Isaías an. Dieser beläuft sich nach der Bankenkrise im Jahr 2000 auf cirka 418 Millionen Dollar. Die Polizei sei daraufhin von der staatlichen Agentur zur Sicherung von Bankeinlagen mit der Besetzung der drei Fernsehsender beauftragt worden. Der Einmarsch der Polizei in die beiden Hauptgebäude der Privatsender soll friedlich, wenn auch unter Protest der rund 400 Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, von statten gegangen sein.

Soweit, so ungewöhnlich das Vorgehen der ecuadorianischen Regierung. Interessanterweise gehören zu Isaías-Gruppe auch noch rund hundert anderen Unternehmen außerhalb des Mediensektor. Warum man zuerst die drei Fernsehsender unter staatliche Führung gestellt hat und nicht die anderen Unternehmen ist bis jetzt unklar. Ob dies vielleicht etwas mit dem neuen Staatschef Rafael Correa und seinem Medienverständis zu tun hat? Rein formell besteht in Ecuador die Pressefreiheit. Trotzdem bezeichnet Staatschef Rafael Correa regierungskritische Medien schon einmal gerne als „verlogen und korrupt“. Dies geschah nachdem die Tageszeitung „La Hora“ Correa im Jahr 2007 unterstellte, mit „Steinen und Knüppeln“ zu regieren. Darüber hinaus behauptete Correa, dass sich private Medienanstalten gegen die Regierung verschwören würden. Venezuelas Staatschef Chávez, der selbst versucht durch strenge Reglementierungen und Schickanen die Medien auf regierungskonformen Kurs zu trimmen, gilt Correa dabei als großes Vorbild.

Noch sieht der Verband „Reporter ohne Grenzen“ in seinem aktuellen Jahresbericht keine Gefahr der Pressefreiheit durch die Regierung. Eher das Gegenteil sei der Fall. Gerade im Vergleich mit Venezuela und Kolumbien können Journalisten in Ecuador frei berichten, ohne zu starken öffentlichen Attacken ausgesetzt zu werden. Noch…

Wow, das ging aber schnell

Wir erinnern uns: 4players schreibt ein Preview, das Atari so nicht in den Kram passt. Darauf hin stellt Atari legliche Aktivitäten gegenüber 4players ein. Es gibt also weder Testmuster, noch weitere Previewfassung von irgendeinem Titel. 4players lässt sich davon aber nicht beeindrucken und besorgt sich von seinem örtlichen Händler vor Releasedatum des Spiels eine eigene Testversion. Im nun folgenden Test bekommt Alone in the Dark 5 (Untertitel sucken immer noch) mit 68 Prozentpunkten eine durchschnittliche Wertung. An sich nicht schlimm, hätte man bei Atari bzw. Eden Games nicht rund fünf Jahre an diesem Titel gearbeitet und wäre Alone in the Dark 5 nicht eins der wenigen verbliebenen Zugpferde im Atari-Stall. 68 Prozent sind dabei leider nur Durchschnitt, eine Kaufempfehlung sieht anders aus. Bei Atari scheint man sauer zu sein.

Was nun folgt, kennen wir alle: Atari schickt an 4players ein Fax, in dem gefordert wird, dass der Test sofort wieder offline zu gehen habe. 50.000 Euro Strafe und die Begründung der Test verstoße gegen „geltendes Recht“ sollen dafür als Gründe reichen. 4player ist beleidigt. Jörg Luibl, Chefredakteur das Magazins, mutiert zu einem beleidigten 14-jährigen Kind und lässt uns daran in seiner Kolumne teilhaben.

Atari meldet sich, wie zu erwarten war, erst einmal nicht in der Öffentlichkeit. Erst als das Magazin „der Westen“ nachharkt, ist man zu einem Statement bereit. Darin spricht man von Berichten die tendenziös sein, möchte aber zugleich deeskalieren. Daraufhin gibt es noch einmal Kontra von Jörg Luibl, der sich nun aber ein wenig beruhigt zu haben scheint. Die Sache schaukelte sich also langsam hoch. Gerade weil auch eher spielefremde Magazine langsam anfingen darüber zu berichten. Zudem wurden auch ausländische Seiten dazu gedrängt, die Testberichte wieder aus dem Netz zu nehmen. Als Krönung gab sich „der Westen“ dann noch einmal die Ehre und führte ein Interview mit Jörg Luibl.

Nun sollte man mein, dürfte die Diskussion doch noch ein wenig andauern. Tja, falsch gedacht. Atari hatte wohl ein Einsehen. Gestern Abend konnte man dann bei 4players, diese knappen Zeilen nachlesen:

Der Streit zwischen 4Players.de und Atari wurde heute beigelegt. In einem persönlichen Gespräch zwischen beiden Parteien hat Atari Deutschland die Anschuldigungen gegenüber 4Players.de in allen Punkten zurückgenommen. Außerdem werden die rechtlichen Maßnahmen gegen 4Players.de eingestellt. Damit wurden die Differenzen im Fall Alone in the Dark in beiderseitigem Einvernehmen überwunden. Atari und 4Players.de freuen sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.

Ziemlich knapp gehalten, kein Kommentar vom sonst zu meinungsbewussten Herrn Luibl. Nichts, nada. Nur diese paar Zeilen aus dem PR-Generator für Entschuldigen. Da hatte es wohl jemand sehr eilig oder verdammt gute Argumente. Fraglich ist bis jetzt nur, ob sich Atari auch bei den ausländischen Magazinen entschuldigt hat. Man darf also gepannt bleiben…

Atari vs. 4players – Der Westen interviewed Jörg Luibl

Atari LogoDas Online-Magazin „der Westen“ scheint irgendwie eine richtige Affinität zu diesem Thema entwickelt zu haben. Nachdem man exklusiv das Statement von Atari veröffentlichte, hat man sich nun dazu entschieden noch einmal Herrn Luibl zu Wort kommen zu lassen.

Von seiner Kindersprache hat sich der gute Herr zum Glück nun endgültig verabschiedet und auch der Auftakt sorgt bei mir für wiedergewonnene Sympathiepunkte. Klar und sachlich wird hier die Ausgangslage, sowie die Reaktion der 4players-Redaktion geschildert. Was mir dann aber doch etwas sauer aufstößt ist gerade der letzte Teil des Interviews.

Hier wird Herr Luibl darauf angesprochen, ob es bei ihm in der Redaktion schon einmal zur Beeinflussungen der Art „schreib mal nicht zu hart über Titel XYZ, wir haben gerade eine schöne Werbekampagne an den Publisher verkaufen können“ gekommen sei. Natürlich nicht ist die Antwort. Durchaus verständlich, schließlich würde man sich ansonsten nicht so dermaßen gegen Ataris Einschüchterungsversuche wehren. Was danach kommt finde ich dann aber arg überflüssig. Ergänzend zu seiner Antwort wird noch schnell erwähnt, dass er “ aus privaten Gesprächen mit Kollegen“ durchaus erfahren hat, dass solche Praktiken bei dem ein oder anderen Magazin „viel zu oft passiert [sind], weil die Redaktionsleitung es sich mit dem Publisher nicht versauen wollte.“ Genauere Angaben werden nicht gemacht, viel lieber wird, wie schon beim kritischen Herbst eine klare Linie zwischen 4player und andere Spielemagazine gezogen. Schließlich fahre man einen harten Kurs, der keine Rücksicht auf die Werbung nimmt. Möglich sei das aber auch nur, weil Chefredaktion, Verlag und Vertrieb da Hand in Hand arbeiten. Achja, bei 4players scheint die Welt also noch in Ordnung. Robin Hood verjagt die bösen Spielekapitalisten und verteidigt dabei die Tugenden des Spiele-Journalismus, während die anderen Magazin sich immer noch korrumpieren lassen. Ja, die Welt war schon immer schwarz und weiß.

Das man auf solche Pauschal-Verurteilung dann andererseits mit Kritik reagiert ist für Herrn Luibl übrigens nur ein Zeichen von „Arroganz“ und „hat viel mit dem Neid zu tun, den der Erfolg mit sich bringt.“. Ahja, danke für diesen erneuten Einblick in die Aufteilung der Magazinwelt in Gut (4players) und Böse (den Rest).

Warum ich mich über soetwas aufrege? Ich schreibe seit gut fünf Jahren selbst Testberichte für verschiedene Online-Magazine und wurde dabei noch nie in meiner Meinungs- und Entscheidungsfreiheit eingegrenzt. Ja, lieber Jörg Luibl, das geht auch bei anderen Magazinen.

Konami will auch mal scheiße sein

Irgendwie scheinen gerade alle Spielepublisher ein wenig am Rad zu drehen: Atari verklagt 4players und droht nebenbei noch der restlichen europäischen Magazinwelt mit Liebesentzug, EA hat Probleme mit Peniskreaturen und Konami hatte schon Anfang Juni genug von zuviel Pressefreiheit. Ähnlich wie Atari war auch Konami unzufrieden, undzwar mit den Wertungen zu ihrem zukünftigen Top-Seller „Metal Gear Solid 4“. Und was macht man als einfallsreicher Spielepublisher von Welt in dieser Situation? Ganz klar, man schreibt flux eine Liste mit Dingen, die einfach nicht in einem Review zu finden sein sollten.

Dabei steht natürlich, ganz klar, der Servicegedanke im Vordergrund. Schließlich leiden alle Spieleredakteure unter akuter Ideenarmut und wissen eh die einzelnen negativen und positiven Aspekte eines so komplexen Softwaretitels wie „Metal Gear Solid 4“ nicht richtig gegeneinander zu gewichten. Also streichen wir einfach mal die Negativen raus. Ist doch eh besser so für alle, nicht wahr?

Au mann! Langsam bekomme ich das Gefühl, diese Branche ist mehr als nur ein klein wenig madig…