Warum Onlinekeystores kein Mensch braucht

Die Diskussion über sogenannten Onlinekeystores, wie z.B. G2play.net oder Onlinekeystore.com, wird immer noch brisant im Netz geführt. Aktuell wird gerade wieder im Gulli-Board angesichts der Klage GDatas gegen den Onlineshop Gamerdeals.de mit harten Bandagen über die Illegalität dieser Art des Softwareerwerbs bzw. -vertriebs gestritten. Die Frage, ob der Vertrieb einer vom Retail-Produkt getrennten Seriennummer nun legitim ist, weiß ich mangels rechtlicher Grundlage nicht zu beantworten. Fakt ist jedoch, dass ein Urteil in einem ähnlich gearteten Fall diese Art des Softwarevertriebs als nicht gesetzteskonform, sprich illegal, abhandelt.  Dennoch interessiert mich an dieser Stelle nicht die rechtliche Grundlage, sondern eher die harten Fakten, welche auch die größte Motivation zum Kauf eines solchen Keys darstellt: der angeblich heftige Preisunterschied zwischen dem Retail-Produkt und dem einzelnen Key.  Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet als folglich: wie groß ist die Preisdifferenz wirklich? Die Antwort darauf fällt – um es gleich schon einmal ein wenig vorweg zu nehmen – sehr ernüchternd aus.

Berücksichtigt wurden bei meiner Recherche nur die beiden bekannten Online-Key-Händler G2play.net und Onlinekeystore.com. Grund hierfür ist zum einen eine gewisse Sicherheit, dass die georderten Keys auch geliefert werden, und zum anderen die Tatsache, dass diese Händler schon länger bekannt sind für ihre angeblichen Dumpingpreise. Auch wurden nur Keys für die Downloadplattformen Steam und  EA Downloadmanager berücksichtigt.

Sogenannte Backup-Keys kamen nicht in Frage, da hier keine Möglichkeit besteht, dass Spiel aus einem legalen Distributionskanal zu beziehen. Als Vergleichsprodukt zog ich die Retail-Versionen aus England heran. Grund hierfür ist nicht nur die Tatsache, dass in England aufgrund der stark Konsolen-fixierten Kundschaft PC-Spiele allgemein günstiger sind als in Deutschland, sondern auch der Umstand, dass Keyhändler ihre Ware nur deshalb so günstig verkaufen können, da sie die Seriennummern aus Niedrigpreisländern wie Polen oder Tschechien beziehen. Warum also deutsche Verkaufsversionen mit importierten Billig-Keys vergleichen wenn dies nicht fair wäre?

Bei unseren Probanden handelt es sich um die aktuellen PC-Hits Just Cause 2, Assassin’s Creed 2, Supreme Commander 2, Metro 2033, Command & Conquer 4 und Battlefield: Bad Company 2. Verglichen wurde immer der beste Geizhals.at-Preis (Coolshop.co.uk wurde ignoriert, da nicht nach Deutschland geliefert wird)  für die engliche Version mit dem niedrigsten Preis der beiden Keyhändler. Here we go:

  • Just Cause 2 // Preis Keyhändler: 27,99 Euro // Preis UK-Retail-Version: 26,67 Euro
  • Assassin’s Creed 2 // Preis Keyhändler: 27,99 Euro // Preis UK-Retail-Version: 17,77 Euro
  • Supreme Commander 2 // Preis Keyhändler: 23,34 Euro // Preis UK-Retail-Version: 25,27 Euro
  • Metro 2033 // Preis Keyhändler: 26,67 Euro// Preis UK-Retail-Version: 25,55 Euro
  • Command & Conquer 4 // Preis Keyhändler: 21,11 Euro // Preis UK-Retail-Version: 27,48 Euro
  • Battlefield: Bad Company 2 // Preis Keyhändler: 21,11 Euro // Preis UK-Retail-Version: 27,50 Euro

Wie schon eingangs erwähnt fällt bei realistischer Marktbetrachtung die Ersparnis beim rechtlich zweifelhaften Key-Kauf gegenüber dem Import einer UK-Version recht gering aus. Und nicht nur dass, einige Titel wie z.B. Just Cause 2, oder noch eklatanter Assassin’s Creed 2, sind als UK-Retail-Version sogar ein wenig bis deutlich günstiger als der Kauf einer Seriennummer.

Nun mögen einige Sparfüchse sicherlich damit argumentieren, dass etwaige Versandkosten noch dazu kommenund man ein wenig auf das Spiel warten muss. Dennoch: die Versandkosten aus UK sind meist sehr gering bzw. bei einigen Händlern sogar schon im Preis inkludiert und wer günstiger an die heiß geliebten Titel herankommen möchte, muss vielleicht auch ein wenig Wartezeit in Kauf nehmen. Mal davon abgesehen, dass ein UK-Retail-Produkt noch eine nette Verpackung und ein Handbuch mitsich bringt und garantiert nicht vom Publisher bei Steam gesperrt wird, wie dies z.B. bei Modern Warfe 2 der Fall war. Auch ist die Gefahr nicht vorhanden, dass der Key z.B. vom Großhändler mit gefälschten Kreditkarten gekauft wurden, oder das erst garkein Key geliefert wird und man außer einer Ltd. keinen anderen Ansprechpartner hat.

Meiner Meinung nach rechtfertigt die kaum vorhandene bzw. relativ geringe Preisdifferenz die negativen Seiten des Online-Key-Kaufs wie unseriöse Herkunft der Keys, rechtlich ungeklärte Situation, mögliche Sperrung des erworbenen Key bei Steam oder bei einigen Toptiteln lange Wartezeit auf den vorbestellten Key, nicht. Wer günstig am PC spielen will fährt im Endeffekt mit einem UK-Import also am besten. Keyhändler dieser Welt, eure Existenz ist nicht nur mehr dubios, sondern auch einfach überflüssig geworden.