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Retroliebe: Pizza Connection

Es muss so ungefähr 1996 gewesen sein als ich das erste Mal auf dem Bildschirm meines besten Freundes wie gebannt auf dieses Spiel geschaut hab. Ihr müsst wissen, dass mich Wirtschaftssimulationen schon mein ganzes Videospielleben begleiten. Ich mag einfach die Vorstellung selbst Geschäftsmann eines expandierenden Imperiums zu sein, egal ob es sich dabei um Pizzen, Transporte, Öl, Schmuggelware oder sonst irgendetwas handelt. Vielleicht kompensiere ich damit auch nur, meine Unfähigkeit durchgehen rationale Entscheidungen treffen zu können. Ich bin also eigentlich eher ein Mensch, der besser keine große Firma leiten sollte. Ich bin einfach zu gutmütig dafür.

Nun aber zurück zu Pizza Connection. Der Grund warum mich dieses Spiel vom ersten Moment an begeisterte, war die Möglichkeit, seine Pizzen selbst zu belegen. Zwar musste man um seine Pizzeria am Laufen halten zu können auch Standard-Pizzen wie Hawaii oder Vier-Jahreszeiten im Programm haben (entsprechende Vorlagen musste man dem Pizza-Kochbuch entnehmen), im Endeffekt war der eigenen Kreativität eigentlich nur durch die Zutatenauswahl Grenzen gesetzt. Dabei kamen die verrücktesten Kreationen raus. Von Tunfish-Pizza mit Erdbeeren und Knoblauch, bis hin zu meiner „El Monster“ genannten Pizza mit ganzen Hummer-Teilen an Kaviar mit Shrimps und Spinat und einigen Zutaten, die mir leider entfallen sind. Ich konnte stundenlang mit meinen Freunden vor diesem Spiel sitzen und die abgefahrensten Pizzen erschaffen.

Daneben war das Spiel an sich auch recht unterhaltsam. Wer es in der Pizza-Tycoon-Welt (so der englische Titel) zu etwas bringen wollte, musste auch schon mal den Bürgermeister bestechen oder Aufträge für die Mafia durchführen. Da gabs von Botenfahrten bis hin zu Mordanschlägen so ziemlich alle (un-)möglichen Missionen zu erfüllen. Je nachdem wie erfolgreich man dabei war, stieg man so immer schneller auf der Karriereleiter auf. Vom einfachen Botenjungen bis hin zum Paten war es dabei ein weiter Weg. Wer zudem zu viel mit der Unterwelt zu tun hatte konnte nur schwer seinen Status in der Oberwelt verbessern.

Pizza Connection wirkte mit seiner niedlichen Grafik und den vielen ironischen Anspielungen auf Vorurteile und klassische Mafia-Streifen zwar wie ein lustiges, kurzweiliges Spiel, hinter dieser Fassade stecke aber eine umfangreiche und nicht ganz leichte Wirtschaftssimulation. Wer Kunden in seinem Restaurant haben wollte musste dafür Werben. Werbung war und ist teuer also müssen Kredite her. Banken geben aber nicht jedem Trottel gleich mehrere hunderttausend Mark also musste man erst einmal klein anfangen. Ein paar Handzettel und ein gemieteter Laden mit eher zweckmäßiger Ausstattung in einer nicht so schönen Gegend war dann das Ergebnis. Wenn das Restaurant-Geschäft am Anfang nicht gut anlief, lag das meist an schlechten Waren oder daran, dass die Tomaten mal wieder ausgegangen waren. An gutes Personal war meist auch nicht so denken. Erste Mafia-Aufträge haben bei mir damals schon so manche Insolvenz abgewendet.

Für mich ist und bleibt Pizza Connection eine der besten Wirtschaftssimulationen. Der Spaßfaktor war durch die Kreation von Pizzen, die Mafia-Aufträge sowie die schrulligen Charaktere gesichert, die dahinter liegenden Simulation durchaus intelligent und Schönheitsfehler quasi kaum existent. Klar, die Lagerverwaltung war grausam und das ewige Eintippen von Telefonnummern hat genervt, hatte man aber erst einmal seine eigene Restaurant-Kette und konnte in Ruhe eigene Pizzen zusammenbasteln und die Konkurrenz ärgern, machte mir Pizza Connection mehr Spaß als es z.B. Die Gilde viele Jahre später tat.

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  1. An das Spiel kann ich mich auch noch gut erinnern. Das hat immer richtig Spaß gemacht. Schade, dass bei modernen Spielen der Spielspaß hinter einer „perfekten“ Grafik oft in den Hintergrund rücken muss.

  2. mich erstaunt vielmehr immer wieder, dass die meisten (in diesem fall einzigen) kommentare auf spieleseiten oder spieleblogs immer zu solchen spielen gepostet werden, die schon mindestens 15 jahre alt sind. nostalgie scheint hier besonders wichtig zu sein.