Kritik: Moon

In Duncan Jones Regiedebüt hat sich die Welt endgültig von ihrem tödlichem Energiestigma, dem Erdöl, befreit. Der Kraftstoff, welcher den blauen Planeten am Rotieren hält, nennt sich Helium-3 und wird auf der Oberfläche des Mondes abgebaut. Der Abbau des begehrten Rohstoffs geschieht dabei fast automatisch, die Raumstationen werden nur zur Sicherheit von einem Techniker täglich überprüft. Sam Bell, wunderbar gespielt von Sam Rockwell, ist einer dieser Menschen, die sich dazu verpflichtet haben, drei Jahre lang einsam auf einer Raumstation Helium-3 abzubauen. Sams einziger Weggefährte dabei ist eine künstliche Intelligenz namens GERTY, welche ihn dabei unterstützen soll, seinen Alltag auf der Raumstation zu meistern.

Sams Tage auf der Raumstation sind gezählt. Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus und er freut sich schon sehnsüchtig darauf, seine Frau und sein Kind wieder zu sehen. Die einsamen Jahre auf der Raumstation haben jedoch ihre Spuren hinterlassen: Sams körperlicher Zustand ist schlecht und er leidet unter Halluzinationen. Eines Tages während einer Routinekontrolle passiert es dann: während einer Halluzination erleidet Sam einen Unfall und wacht mehrere Stunden später jedoch wieder voll genesen in der Krankenstation der Basis auf.

Sam wird misstrauisch als er eine live geschaltete Videokonferenz von GERTY mit Lunar Industries mit ansehen kann. Angeblich sei nämlich die Satelliten-Verbindung mit der Erde gestört, sodass Sam nur aufgezeichnete Meldungen seiner Familie empfangen könne. Zusätzlich bekommt GERTY die Anweisung, Sam daran zu hindern die Raumstation zu verlassen. Ein Rettungsteam von der Erde soll sich hingegen um den zerstörten Harvester kümmern. Sam schöpft Verdacht, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann, und täuscht ein Gasleck um die Station verlassen zu dürfen. In dem Wrack des Harvesters findet er eine lebende Person: sich selbst.

An diesem Punkt ändert sich die Grundstimmung des Films: war er zuerst noch ein in melancholischen Bildern erzählte Kritik an der Einsamkeit des menschlichen Individuums in einer fast komplett durch Robotern automatisierten Welt, so werden jetzt die Schnitte hektischer, die Einstellungen enger und die Sprache aggressiver. Sam 1 und Sam 2 finden alsbald heraus, dass es sich bei dem ominösen „drei-Jahres-Vertrag“ um die Lebenszeit der Klone handelt, die sich zu Hauf als Ersatz für sie selbst unter der Basis befinden. Sam 1 findet auch heraus, dass es sich bei den Videonachrichten seiner Familie um Aufzeichnungen von vor 15-Jahren handelt und dass der echte Sam Bell immer noch auf der Erde lebt.

Jones Film bezieht aus der Hassliebe zwischen Sam 1 und Sam 2 dabei eine besonders interessante Dynamik. Beide Figuren haben einen Menschen als reales Abbild. Sam 1 ist jedoch durch die jahrelange Einsamkeit degeneriert und kann sich mit dem aggressiven und streitsüchtigen Sam 2 nicht mehr identifizieren. Dennoch arbeiten schlussendlich beide Klone zusammen, um über die Machenschaften der Lunar Cooperation zu berichten.

In Moon befasst sich Jones sehr ausgiebig mit der Frage, wie viel die Individualität eines Menschen in einer zum Teil automatisierten Welt noch zählt und wie sich die Isolation eines jeden auf seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten auswirkt. Das Resümee, welches Jones zieht, ist dabei eine Dystopie in schönen Bildern einer Wirklichkeit die weit entfernt scheint und es in Wahrheit dann doch nicht ist. Unbedingt ansehen.