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It’s Highspeed baby! (35MM-Film in 350 Bildern die Sekunde)

Eine 435 kennt eigentlich jeder, der sich ein wenig mit Filmtechnik auseinander gesetzt hat. Bei 150 Bildern die Sekunde ist da jedoch Schluss. Wer früher, in rauher Vorzeit bevor eine Phantom überhaupt angekündigt wurde, mehr Bilder haben wollte, musste zu einer Photo-Sonics-Kamera greifen. Das Spitzenmodell im 35mm-Format mit rolling Shutter und gutem Bildstand war die 35MM-4EL. Eingesetzt wurde sie nicht nur für Highspeed-Aufnahmen im Film- und Werbebetrieb, sondern auch beim Militär, wo man damit z.B. den Aufprall gewisser Projektile in extremer Zeitlupenvariante aufnehmen konnte. Ursprünglich waren die Photo-Sonics auch für nichts anderes gedacht. Highspeed-Aufnahmen sehen wir heute übrigens fast täglich. Wenn z.B. in der neuen Lindt-Werbung die Schokoladentafel verführerisch in Zeitlupe aus einem Strudel von flüssiger Schokoladencreme empor steigt, dann steckt dahinter eine Highspeed-Kamera. Früher meist eine Photo-Sonics, heute die besagte Phantom HD.

Wer damals mehr Bilder wollte musste entweder auf 16mm umschwenken, oder zu einer 35MM-4C greifen. Nachteil bei der 4C ist, dass sie keinen rolling Shutter mehr besitzt und somit der Bildstand eigentlich jenseits von Gut und Böse liegen dürfte. Anders gesagt: wo bei der 4EL jedes einzelne Bild durch die Umlaufblende voneinander abgetrennt wird, wird bei der 4C das Negativ durchgängig belichtet und nur die nicht belichteten Ecken des Prismas lassen soetwas wie eine Unterteilung in Einzelbilder zu. Je nachdem, wie gleichmäßig belichtet wurde, schwankt damit der Bildstand aber extrem.

Nun aber genug meines filmtechnischen Halbwissens. Wirklich beeindruckend an einer 4EL ist nämlich nicht nur die Bilderzahl, sondern einfach wie leicht sie zu bedienen ist und wie massiv sie kunstruiert wurde. Eine Arri 435 wiegt mit vollem Magazin, Optik, Kompendium und Schärfe so um die 11 KG, bei der 4EL wiegt allein der Kamerabody ohne Magazin, Optik und dergleichen 30 KG. Mit Magazin und angebauten Motor laut Herstellerangaben sogar 45 KG. Und dann erst das Geräusch wenn 300 Meter 35mm-Film mit 350 Bildern die Sekunde vom Greifer über das Bildfenster gezogen werden. Hightech mag anders aussehen und sich auch anders anhören, trotzdem ist die 35MM-4EL ein kleines Kunstwerk für sich. Beweise? Einfach unten auf die Bilder klicken:

Einen großes Danke an dieser Stelle übrigens an einen Hamburger Kameraassistenten, der die oben fotografierte Photo-Sonics beim Bund erstehen konnte und so nett war, uns diese zu zeigen.

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